Diese Seite enthält ausführliche Informationen über die bisherigen Ministerpräsidenten Israels.
David Ben-Gurion, Zionistenführer und Israels erster und am längsten im Amt befindlicher Ministerpräsident, wurde 1886 als David Grün in Plonsk, Polen, geboren und in einer hebräischen Schule ausgebildet, die sein Vater, ein glühender Zionist, gegründet hatte. Ben-Gurion wurde ebenfalls Zionist und trat im Alter von 17 Jahren der sozialistisch-zionistischen »Poalei« bei.
1906 wanderte Ben-Gurion in das Land Israel ein. Er arbeitete in landwirtschaftlichen Siedlungen mit, wurde in zionistische Politik und Polemik verwickelt und half, die jüdische Selbstverteidigungsgruppe »Hashomer« aufzubauen. 1912 begann er sein Jurastudium in Istanbul, aber der Ausbruch des ersten Weltkriegs führte zu seiner Deportation durch die Osmanischen Behörden, zusammen mit anderen führenden Zionisten. Ben-Gurion verbrachte die Kriegsjahre in den Vereinigten Staaten, wo er Paula Monbesz heiratete, ebenfalls eine Zionistin, die sich im Aufbau eines »amerikanischen Flügels« der zionistischen Arbeitspartei engagierte. Er kehrte als Soldat der Jüdischen Legion nach Palästina zurück, einer Einheit der Britischen Armee, die von Ze'ev Jabotinsky geschaffen wurde.
In den 1920er Jahren wurde Ben-Gurion zum Generalsekretär der »Histadrut« (allgemeine Gewerkschaft) gewählt, eine Rolle, die er als mögliche Machtbasis zur Erreichung zionistischer Ziele betrachtete. Er blieb Generalsekretär der Histadrut bis 1935 und machte aus ihr viel mehr als nur eine Handelsvereinigung: Eine allumfassende politische, soziale und wirtschaftliche Institution mit ihrem eigenen Netz von Fabriken, Körperschaften, kulturellen Einrichtungen, Gesundheitsdiensten und einer finanziellen Institution. Die Histadrut lieferte also sowohl die wirtschaftliche Infrastruktur als auch die soziale und politische Fabrik für den Staat in seiner Entstehung.
Ben-Gurion spielte hinterher eine zentrale Rolle bei der Verschmelzung der »Ahdut Ha'avoda« und der »Hapo'el Hatza'ir« zur »Mapai«, die die führende Partei in den ersten Jahrzehnten des Staates wurde, mit Ben-Gurion an der Spitze. Seine Annäherung an den Sozialismus war pragmatisch, er versuchte nationale und sozialistische Ziele gleichzeitig zu erreichen. 1935 war die Zionistische Arbeitspartei die wichtigste Partei in der zionistischen Bewegung geworden, und Ben-Gurion war in die Schlüsselposition des Vorsitzenden des Jüdischen Exekutivrats ernannt worden – der »Beinahe-Regierung« der Juden in Palästina – eine Position, die er bis 1948 innehielt, als der Staat Israel gegründet wurde.
Während dieser Jahre legte Ben-Gurion den Kurs der zionistischen Geschichte fest und formte den Charakter des jüdischen Staates. Auf der Grundlage einer politischen Plattform, die Vision und Pragmatismus miteinander verband, beendete Ben-Gurion die etablierte zionistische Politik der Vorsicht und kleinen Schritte und verfolgte eine stark aktivistische Linie.
Seine Strategie während des Zweiten Weltkrieges im Konflikt zwischen der britischen Einschränkung der jüdischen Einwanderung und Ansiedlung einerseits und der Tatsache andererseits, dass Großbritannien gegen Nazideutschland kämpfte, lässt sich kurz und knapp in seiner Aussage zusammenfassen, dass die Zionisten »den Krieg bekämpften als gäbe es kein Weißbuch und das Weißbuch bekämpften als gäbe es keinen Krieg«. Nach dem Krieg forderte er die britische Hoheit heraus, indem er massenhaft »illegale« Einwanderung organisierte und De-facto-Grenzen für einen jüdischen Staat dadurch setzte, dass er in allen Landesteilen jüdische Siedlungen gründete. Er trieb die Entwicklung der jüdischen Verteidigungsfähigkeit voran und drängte zum Kauf schwerer Waffen – Artillerie und Luftwaffe – als andere noch von einer leichten Infanterie sprachen.
1948 proklamierte David Ben-Gurion als Kopf der provisorischen Regierung den Staat Israel und den Beginn der »Sammlung aus dem Exil« – Schachzüge mit Wagnis und Vision, willens, Dinge von historischer Größe geschehen zu lassen. In diesem Sinne gehört Ben-Gurion zu der seltenen Sorte Führer, die eher die »ereignismachenden« als die »ereignisreichen« Männer sind – wie der Philosoph und Historiker Sidney Hook erklärt – früher Individualisten, die die Geschichte in die Richtung »lenken«, die sie anstreben, später nur noch »die richtigen Leute zur richtigen Zeit«.
In den ersten fünf Jahren des Staates führte Ben-Gurions machtvoller und charismatischer Führungsstil als Ministerpräsident zu Masseneinwanderungswellen, die die Staatsbevölkerung verdoppelten. Er unternahm Anstrengungen zur Aufnahme der Einwanderer, investierte den Großteil der knappen Ressourcen der jungen Nation in die Integration, sicherte entlegene Gebiete, indem er Siedlungen in der weiteren Umgebung baute, und brachte die allgemeine Ausbildung in einem nichtparteilichen öffentlichen Schulsystem zu einer gesellschaftlich anerkannten Form.
Als Verteidigungsminister überwachte und führte er die Umwandlung der Untergrundorganisationen in eine reguläre Armee durch – und formte so sowohl den Charakter als auch die Struktur der Israelischen Verteidigungsarmee. Später stand er nationalen Projekten vor wie der »Operation Fliegender Teppich« (dem Lufttransport der jemenitischen Juden), der Konstruktion des National Water Carrier und innovativen regionalen Entwicklungsprojekten.
Auf der internationalen Ebene setzte Ben-Gurion alles daran, Zustimmung für die hoch kontroverse Wiedergutmachung mit Westdeutschland zu erreichen. Er führte Israel aus dem Block der neutralen Staaten hin zu einer pro-westlichen Ausrichtung. Dieser Schritt legte den Grundstein zu einer strategischen Allianz mit Frankreich und Großbritannien, die Israel auf diplomatischer, wirtschaftlicher und militärischer Ebene in den 1950er Jahren stärkte.
1953 zog sich Ben-Gurion ausgelaugt von Jahren intensiver öffentlicher Arbeit für zwei Jahre aus der Regierung zurück. Er ließ sich im Kibbuz Sde Boker im Negev nieder und diente so als persönliches Beispiel für Israels Jugend. In der Folge der Wahlen von 1955 wurde er wieder Ministerpräsident. In einer Neufestsetzung der Verteidigungspolitik trat er für eine härtere Antwort gegen den Terror an allen Grenzen ein und übernahm eine Verteidigungsstrategie, die auf einer engen Zusammenarbeit mit Frankreich beruhte und die über ein Jahrzehnt dauerte. Der Suezfeldzug 1956 brachte Israel – obwohl es sich auf internationalen Druck vom Sinai zurückzog – einen Stop der Sabotageakte und Terrorangriffe auf Siedlungen im Süden, und ein Ende der ägyptischen Blockade der israelischen Schiffahrt im Roten Meer.
1963 trat Ben-Gurion erneut aus der Regierung zurück, aus Protest gegen moralischee Aspekte einer Spionageaffäre im Jahre 1954 – und beendete damit fast dreißig Jahre Staatsführung, davon 13 Jahre als Ministerpräsident des Staates Israel. Zwei Jahre später machte Ben-Gurion einen Versuch, ins öffentliche Leben zurückzukehren, indem er eine Wahlreform und die Gründung einer neuen Partei – »Rafi« – unterstützte, die nur 10 Sitze in den Knessetwahlen gewann. Er blieb Knessetmitglied für weitere fünf Jahre, bis er sich 1970 im Alter von 84 Jahren ganz aus der Politik zurückzog.
Ben-Gurion – eine der einflussreichsten Figuren des modernen Zionismus – starb 1973 und wurde in Sde Boker beerdigt.
Sein Nachhfolger Shimon Peres schrieb in seinen Memoiren über David Ben-Gurion: »Die Größe von Ben-Gurions Führung lag in seiner Fähigkeit, den innersten Geist des jüdischen Volkes zu wecken, einen Geist voll unermüdlicher Entschlossenheit, einen rastlosen, rebellischen Geist, einen Geist der Wiedergeburt und der Kreativität. Er war nicht nur ein Beispiel dieses Geistes, er personifizierte ihn. Er erhöhte ihn, behütete ihn, führte ihn und gab ihm seine Richtung. Als Verkörperung dieses Geistes stieg er in jene seltenen Höhen empor, wo eine Nation ihre Zukunft trifft und wo neue Horizonte geschaffen werden. Als er die Bühne der jüdischen Geschichte verließ, befand sich die Nation auf dem neuen Pfad, den er vorgegeben hatte. Als zerstreutes und sterbendes Volk ohne eigenes Land und eigene Sprache, hatten die Juden ihre Souveränität in ihrem Land wieder etabliert. Nach einem zweitausendjährigen Zwischenspiel hatten sie wieder Anschluss an ihre Geschichte gefunden. Und all dies fand unter Ben Gurions Führung statt.«
Moshe Sharett – Zionistenführer, erster Außenminister und zweiter Ministerpräsident des Staates Israel – wurde 1894 als Moshe Shertok in Kherson (Ukraine) geboren und kam als Zwölfjähriger mit seiner Familie ins Land Israel, damals Teil des Osmanischen Reiches.
Seine Familie gehörte zu den Gründern der Siedlung, die einmal die Stadt Tel Aviv werden sollte, und Sharett war Mitglied der ersten Abschlussklasse des hebräischen Gymnasiums im Lande – dem Herzliya Gymnasium. Als Teil der »jüngeren Generation« der Gründerväter der Nation, sprach Sharett fließend arabisch und türkisch, beantragte die osmanische Staatsbürgerschaft und diente im Ersten Weltkrieg als Übersetzer in der osmanischen Armee.
Sharett studierte vor dem Krieg Jura in Istanbul und anschließend an der London School of Economics von 1922 bis 1924. 1922 trat er der sozialistischen Ahdut Ha'avoda bei, aus der später die Mapai-Partei wurde. 1925 wurde er zum zweiten Chefredakteur der »Davar« ernannt, der Tageszeitung der »Histadrut« (Allgemeine Gewerkschaft), und zum Herausgeber der wöchentlichen englischen Ausgabe des »Davar«. 1931 trat er der politischen Abteilung der Jewish Agency bei, der »Beinahe-Regierung« der Juden in Palästina. Von 1933 bis zur Staatsgründung Israels im Jahre 1948 arbeitete Sharett als Leiter der politischen Abteilung der Jewish Agency, als zweiter Mann also nach Ben-Gurion, der den Posten des Vorsitzenden der Jewish Agency innehatte. Er war Chefunterhändler und Sprecher des »Yishuv« (Vertretung der jüdischen Gemeinschaft) gegenüber der Britischen Mandatsverwaltung und ein wichtiger Architekt der zionistischen Politik.
Sharett war eine Schlüsselfigur bei der Formulierung der Hauptstrategie der Zionisten. Er unterstützte die Mobilmachung der jüdischen Jugend in Einheiten der britischen Armee während des Zweiten Weltkrieges und war behilflich bei der Gründung der jüdischen Brigade, während er gleichzeitig aktiv gegen das britische Weißbuch opponierte, das die jüdische Einwanderung und Ansiedlung schwer einschränkte. Er unterstützte Ben-Gurions Strategie organisierter »illegaler« Masseneinwanderung unter Missachtung der britischen Politik, und spielte eine Hauptrolle bei der Gewinnung internationaler Unterstützung des Teilungsplans der Vereinten Nationen im November 1947 und bei der Aufnahme Israels in die UN.
Moshe Sharett war einer der Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung. Er wurde Israels erster Außenminister (1948–1956), führte die israelische Delegation bei den Waffenstillstandsverhandlungen während und nach dem Unabhängigkeitskrieg an und erreichte den Aufbau bilateraler Beziehungen zu Dutzenden von Staaten, sowie die Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen. Er opferte viel seiner Zeit als Außenminister für die Wiedergutmachung durch Westdeutschland und unterzeichnete 1952 die entsprechende Vereinbarung.
Als sich Ben-Gurion 1953 im Kibbuz Sde Boker zur Ruhe setzte, wurde Moshe Sharett von der Mapai-Partei zu seinem Nachfolger ernannt, behielt aber auch das Außenministeramt bei. Ben-Gurion verließ die Regierung, blieb jedoch während der zwei Jahre, die Sharett als Ministerpräsident im Amt war, hinter den Kulissen aktiv. Dies geschah sowohl vor dem Hintergrund wachsender Besorgnis über massive Waffenlieferungen des Sowjetblocks an die arabischen Staaten, als auch aufgrund steigenden internationalen Drucks auf Israel, weitreichende Konzessionen im Bezug auf Wasserrechte zu machen und gleichzeitig Zurückhaltung bei der Reaktion auf Angriffe an allen Grenzen zu üben.
Sharett wurde von Ben-Gurion als zu gemäßigt bei der Vergeltung von Angriffen auf israelische Bürger erkannt, während es Sharett für wichtig hielt, seine Politik der Mäßigung und Deeskalation im arabisch-israelischen Konflikt aufrecht zu erhalten. 1955 weitete sich der Riss zwischen beiden erheblich und führte zu einer Entzweiung der beiden Männer, die seit den 1920er Jahren enge Verbündete und politische Partner waren. Dieser fundamentale Disput zwischen Ben-Gurion und Sharett führte schließlich zu Sharetts Abdankung 1956 und zu seinem Austritt aus dem politischen Leben.
Als Ministerpräsident und Außenminister strebte Sharett vor allem die Fortsetzung der hoch gesteckten sozio-ökonomischen Entwicklung und Aufnahme der Einwanderer an, was Israel während dieser Periode stark prägte. Er leitete Verhandlungen über Waffenkäufe ein, die Frucht trugen, nachdem er den Posten des Ministerpräsidenten schon verlassen hatte. Die »Lavon-Affäre« - ein missglückte Spionageoperation, die vom Verteidigungsminister ohne Wissen des Ministerpräsidenten gestartet wurde und die die israelische Politik auf Jahre hinaus überschatten sollte – führte zu Ben-Gurions Rückkehr in die Regierung als Verteidigungsminister. Bei den Wahlen von 1955 strebte Sharett den Posten des Ministerpräsidenten an, blieb jedoch bis zu seinem Rückzug nur Außenminister. Nach seinem Scheiden aus der Politik wurde er Vorsitzender des Beit Berl College, Generaldirektor des Am Oved Verlages (beides Einrichtungen der Histadrut) und Repräsentant der Arbeitspartei in der Sozialistischen Internationalen. 1960 wurde Sharett vom Weltzionistenkongress als Vorsitzender der World Zionist Organization und der Jewish Agency gewählt.
Moshe Sharett starb 1965 im Alter von 71 Jahren.
Levi Eshkol – Leiter der Zionistischen Arbeitspartei und der dritte Ministerpräsident von Israel – wurde 1895 als Levi Shkolnik in der Ukraine geboren. Er genoss eine traditionelle jüdische Erziehung und schrieb sich im Alter von 16 Jahren am Hebräischen Gymnasium in Wilna ein. Mit 18 Jahren wanderte er ins Land Israel ein, damals noch Teil des Osmanischen Reiches.
Im Ersten Weltkrieg trat er freiwillig in die jüdische Legion der Britischen Armee ein und wurde anschließend Mitglied der Gruppe, die den Kibbuz Degania Bet gründete und die Handwerk und politischen Aktivismus kombinierte. Er war unter den Gründern der Histadrut, wo er in die Belange der Arbeitspartei involviert wurde, und befasste sich mit der landwirtschaftlichen Entwicklung.
1937 spielte Levi Eshkol eine zentrale Rolle bei der Entstehung der Wassergesellschaft »Mekorot«. In dieser Position gelang es ihm, die deutsche Regierung davon zu überzeugen, Juden nach Palästina auswandern zu lassen, die sogar einen Teil ihres Hab und Gut mitnehmen durften – meist in der Form von Ausrüstungsgegenständen »Made in Germany«. Er war Managementdirektor von Mekorot bis 1951 und führte ein landesweites Wassermanagementsystem ein, das intensive Bewässerungs-Landwirtschaft erlaubte. Seine Anstrengungen erlebten ihren Höhepunkt mit dem ehrgeizigen nationalen »Water Carrier«-Projekt, das 1964 in Betrieb ging, während Eshkols Amtszeit als Ministerpräsident.
Als hochrangiges Mitglied der »Haganah« sorgte er vor und während des Unabhängigkeitskrieges für die Beschaffung von Waffen. Von 1950 bis 1951 war er Generaldirektor im Verteidigungsministerium, wo er die Grundlagen für Israels Verteidigungsindustrie legte.
1951 wurde Eshkol zum Landwirtschafts- und Entwicklungsminister ernannt, und von 1952 bis 1963 war er Finanzminister – in einem Jahrzehnt, das von ungekanntem wirtschaftlichen Wachstum geprägt war, trotz der Last, die Aufnahme der Einwanderer und den Sinaifeldzug 1956 zu finanzieren. Zwischen 1949 und 1963 war Eshkol auch Leiter der Siedlungsabteilung der Jewish Agency. In den ersten vier Jahren des Staates war er darüberhinaus Schatzmeister der Jewish Agency und größtenteils verantwortlich für die Bereitstellung von Geldern für die Entwicklung des Landes, für die Aufnahme der stark wachsenden Zahl an Einwanderern und für die Ausrüstung der Armee.
Als sich Ben-Gurion 1963 aus der Politik zurückzog, folgte ihm Levi Eshkol – mit Erfahrung als Haganah–Mitglied und als Minister im Kabinett – auf den Stuhl des Ministerpräsidenten und als Verteidigungsminister.
1964 machte Levi Eshkol den ersten Staatsbesuch eines israelischen Ministerpräsidenten in Washington, wo er das Fundament für die enge Übereinstimmung schuf, die seither immer zwischen diesen beiden Ländern bestand. 1966 besuchte er sechs afrikanische Länder. Seine größte diplomatische Leistung jedoch war die Schaffung diplomatischer Beziehungen zu Westdeutschland, deren Prozess bereits von Ben-Gurion eingeleitet wurde. Er erreichte auch militärische Unterstützung durch Deutschland, indem er auf die moralische Verpflichtung hinwies, die die Bundesrepublik den Juden gegenüber einzunehmen hätte.
Als Meister der Innenpolitik war Eshkol bei der Gründung der »Verbindung« erfolgreich (ein Zusammenschluss rivalisierender Fraktionen der Arbeitspartei) und führte seine Partei bei den Wahlen von 1965 zum Sieg. 1964 ordnete er in einer Geste der Versöhnung an, dass die sterblichen Reste des schärfsten politischen Gegners der Arbeitspartei – Ze'ev Jabotinsky (Gründer und ideologische Leiter der Revisionistischen Bewegung) nach Israel gebracht und in einem Staatsbegräbnis auf dem Herzl-Berg in Jerusalem bestattet werden sollten. Damit ehrte Eshkol Jabotinskys letzten Willen, den dieser 1935 niedergeschrieben hatte und worin er forderte, dass seine sterblichen Überreste »nur auf Anweisung einer künftigen jüdischen Regierung« nach Israel gebracht werden sollten.
Der Sechstagekrieg im Jahre 1967 mit seinem überragenden militärischen Sieg war unzweifelhaft der Höhepunkt von Eshkols sechsjähriger Amtszeit. In den spannungsreichen Tagen vor Kriegsausbruch ernannte Eshkol den pensionierten General Moshe Dayan zum Verteidigungsminister. Er formierte anschließend Israels erste Nationale Einheitsregierung, die auch Oppositionsführer Menachem Begin mit einschloss. Nach dem Krieg waren Eshkols diplomatische Bemühungen für die Beschaffung fortschrittlicher amerikanischer Waffensysteme für die Israelische Verteidigungsarmee erfolgreich, darunter auch moderne Flugzeuge. Dies bedeutete eine Änderung der Situation in den 1950er Jahren, als fast alle Waffen der Israelischen Verteidigungsarmee in Europa gekauft worden waren. Nach dem Sechstagekrieg begann er Unterredungen mit Palästinenserführern in den von Israel verwalteten Gebieten, um eine nachbarschaftliche Beziehung aufzubauen und letztendlich Frieden zu erreichen.
Levi Eshkol starb im Alter von 73 Jahren während seiner Amtszeit im Februar 1969.
Golda Meir – Vorsitzende der zionistischen Arbeitspartei, Diplomatin und Israels erster weiblicher Regierungschef – wurde 1898 als Golda Mabovitch in Kiew (Ukraine) geboren. Als sie acht Jahre alt war, wanderte ihre Familie in die Vereinigten Staaten aus. In Milwaukee, Wisconsin, wo sie aufwuchs, trat sie in eine zionistische Jugendbewegung ein, heiratete Morris Meyerson und wanderte 1921 nach Palästina aus, wo sie im Kibbuz Merhavia arbeitete und lebte.
1924 zogen die Meyersons nach Jerusalem, und Golda nahm eine Reihe Positionen als Offizielle der »Histadrut« (allgemeine Gewerkschaft) ein und wurde Mitglied von deren »innerem Kreis«. Während der nächsten drei Jahrzehnte war Golda Meir in der Histadrut aktiv, zuerst in Handelsvereinigungs- und Wohlfahrtsprogrammen, dann in zionistischen Arbeitsorganisationen und beim Fundraising im Ausland. Sie wurde zur Leiterin der politischen Sektion der Histadrut ernannt, die geschaffen wurde, um den zunehmenden Einfluss der Histadrut zugunsten zionistischer Ziele einzusetzen, wie zum Beispiel die uneingeschränkte jüdische Einwanderung. Als 1946 die meisten älteren Leiter der jüdischen Gemeinde von den britischen Behörden interniert waren, ersetzte Golda Meir Moshe Sharett als aktiven Kopf der politischen Abteilung der Jewish Agency bis zur Gründung des Staates 1948. Von da an spielte sie sowohl in der Innenpolitik der zionistischen Arbeitspartei als auch in diplomatischen Bemühungen eine Rolle – darunter ihr schließlich vergebliches Geheimtreffen mit Jordaniens König Abdullah am Vorabend der arabischen Invasion 1948 mit dem Versuch, eine Einigung zu erreichen und den Krieg zu verhindern.
Im Juni 1948 wurde Golda Meir zu Israels erster Botschafterin in der Sowjetunion ernannt, eine Position, die sie weniger als ein Jahr inne hatte. Bei den Wahlen 1949 wurde sie als Knessetmitglied gewählt und war Ministerin für Arbeit und Nationale Versicherung von 1949 bis 1956 - Jahre sozialer Unruhe und hoher Arbeitslosenzahl aufgrund der Masseneinwanderung. Sie erließ ein Gesetz, um die Wohlfahrtspolitik zu erleichtern, sorgte für subventionierte Wohnungen für Einwanderer und ermöglichte deren Integration ins Arbeitsleben.
Während der folgenden zehn Jahre (1956–66) war Golda Meir Außenministerin. Sie initiierte Israels Kooperationspolitik mit den neuen unabhängigen Staaten Afrikas und führte ein Programm zur Zusammenarbeit auf der Grundlage von Israels Erfahrungen in Forschung und Entwicklung ein, das bis heute läuft. Zur selben Zeit bemühte sie sich, die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten zu festigen und baute ausgedehnte Bindungen zu den lateinamerikanischen Staaten auf. Zwischen 1966 und 1968 war sie zunächst Generalsekretärin der Mapai-Partei und später der neu formierten "Verbindung" (die sich aus drei Fraktionen der Arbeitspartei zusammensetzte).
Nach dem Tod von Ministerpräsident Levi Eshkol 1969 wurde Golda Meir zu seiner Nachfolgerin gewählt. Bei den Wahlen im Oktober 1969 führte sie ihre Partei zum Sieg.
Kurz nachdem sie im Amt war, endete der »Zermürbungskrieg« – vereinzelte Militäraktionen entlang des Suezkanals, die schließlich in einen richtigen Krieg mündeten – mit einem Waffenstillstandsabkommen mit Ägypten. Obwohl der Waffenstillstand immer wieder durch das Vorrücken ägyptischer Flugkörper an der Suezfront gebrochen wurde, brachte er eine dreijährige Periode der Ruhe, die im Oktober 1973 durch den Jom-Kippur-Krieg jäh beendet wurde.
Als Ministerpräsidentin konzentrierte Golda Meir einen Großteil ihrer Energie auf die diplomatische Front – indem sie persönliche Diplomatie kunstvoll mit gekonntem Umgang mit den Massenmedien vereinte. Mit eisernem Willen, einer warmen Persönlichkeit und großmütterlichem Image, einfacher aber effektiver Rhetorik und einer »Einkaufsliste« warb Golda Meir erfolgreich um finanzielle und militärische Hilfe in noch nicht dagewesenem Maße.
Golda Meir zeigte während des Überraschungsangriffs im Jom-Kippur-Krieg starke Führerschaft, indem sie den Aufbau einer amerikanischen Waffen-Luftbrücke erreichte, während sie gleichzeitig an den Bedingungen der Truppenrückzugs-Verhandlungen und an der schnellen Rückkehr der Kriegsgefangenen festhielt. Obwohl die Agranat-Kommission sie von der direkten Verantwortung dafür, dass Israel auf den Krieg nicht vorbereitet war, freigesprochen hatte, und sie ihre Partei zum Sieg in der Wahl vom Dezember 1973 geführt hatte, beugte sich Golda Meir dem, was sie als den »Willen des Volks« zu spüren meinte, und legte ihr Amt zur Jahresmitte 1974 nieder. Sie zog sich aus dem öffentlichen Leben zurück und begann ihre Memoiren zu schreiben, war jedoch in der Knesset zugegen, um Ägyptens Präsident Anwar Sadat bei seinem historischen Besuch in Jerusalem im November 1977 zu begrüßen.
Golda Meir starb im Dezember 1978 im Alter von 80 Jahren.
Jitzhak Rabin – Stabschef der Israelischen Verteidigungsarmee, Diplomat und der fünfte Ministerpräsident des Staates Israel – wurde 1922 in Jerusalem geboren, Sohn einer glühenden linkszionistischen Familie.
Rabin schloss seine Schulausbildung am »Kadoorie« Landwirtschaftsgymnasium mit Auszeichnung ab und trat dann dem »Palmach« bei - der Elitekampftruppe der Untergrund-Verteidigungsorganisation »Haganah«.
Während seiner sieben Dienstjahre beim Palmach zeichnete er sich schon früh als Militärführer aus. Nachdem seine Truppe bei der Gründung des Staates Israel aufgelöst wurde, begann Rabin eine Militärkarriere bei der Israelischen Verteidigungsarmee (»Zahal«), die zwei Jahrzehnte andauerte.
Als er im Alter von 32 Jahren in den Rang eines Generalmajors aufstieg, etablierte er die Trainingsdoktrin und den typischen Führungsstil, die durch das Kommando »Mir nach« bekannt wurden. 1962 wurde er zum Generalstabschef ernannt und rückte in den Rang eines Generalleutnant vor. Er entwickelte die Zahal-Kampfdoktrin – basierend auf Bewegung und Überraschung –, die während des Sechstagekriegs 1967 angewendet wurde, als Luftübermacht und massiver Einsatz von Panzern zu dem überragenden militärischen Sieg führten. Im Januar 1968, nach 26 Jahren in Uniform, trat Rabin aus der Armee aus.
Er wurde 1968 zum Botschafter in den Vereinigten Staaten ernannt. Während seiner fünf Jahre in Washington strebte er danach, bilaterale Beziehungen zu vertiefen, und spielte eine große Rolle bei der Entwicklung der strategischen Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten, die zu massiver amerikanischer Militärhilfe für Israel führte. Rabin kehrte 1973 vor dem Jom-Kippur-Krieg nach Israel zurück. Er wurde aktives Mitglied der Arbeitspartei und in den Wahlen im Dezember 1973 in die Knesset gewählt. Im März 1974 wurde Rabin in der Regierung unter Golda Meir zum Arbeitsminister ernannt. Kurz darauf trat diese Regierung zurück, und am 2. Juni 1974 bestätigte die Knesset die neue Regierung, die von Jitzhak Rabin geführt wurde.
Rabin, der erste in Israel geborene Ministerpräsident, zeigte einen Führungsstil, der aufrichtig, direkt und manchmal ungeschminkt bis zur Derbheit war. Er musste nicht nur schnellstens versuchen, die isarelischen Streitkräfte zu rehabilitieren, soziale Probleme zu lösen und die Wirtschaft des Landes zu verbessern, sondern auch die öffentliche Zufriedenheit über das Militär und die zivile Regierung wiederherzustellen. Diese Aufgabe wurde erschwert durch Familienskandale, wachsende industrielle Unruhe und persönliche Rivalitäten in der Regierung. 1975 schloss Rabin das Interimsabkommen mit Ägypten, das zum Rückzug Israels vom Suezkanal führte und als Gegenleistung freie Durchfahrt israelischer Schiffe durch den Kanal versprach. Als ein Ergebnis dieses Abkommens wurde das erste Memorandum über gegenseitiges Verständnis zwischen der Regierung von Israel und den Vereinigten Staaten unterzeichnet, das amerikanische Unterstützung für israelische Interessen auf der internationalen Bühne zusicherte und amerikanische Hilfe erneuerte.
Im Juli 1976 ordnete die von Rabin geführte Regierung die »Operation Entebbe« zur Rettung der Passagiere einer Air-France-Maschine an, die von Terroristen nach Uganda entführt wurde. In dieser riskanten Operation, tausende Kilometer fern der Heimat, wurden die Geiseln befreit und nach Israel in Sicherheit geflogen. Der Kommandant der Operation, Oberstleutnant Jonathan Netanjahu, Bruder des späteren Ministerpräsidenten Benjamin, wurde am Flughafen von Entebbe bei der Befreiungsaktion getötet.
Ein Misstrauensantrag kippte Rabins Regierung und führte zu Neuwahlen. Er wurde zum Parteiführer der Arbeitspartei ernannt, aber die Schließung des Bankkontos seiner Frau in den USA – aufgrund eines Verstoßes gegen Fremdwährungsbestimmungen – zwang Rabin vor den Wahlen 1977, die Parteiführung niederzulegen. Dies brachte Oppositionsführer Menachem Begin ins Amt.
Während der nächsten zwei Jahrzehnte war Rabin Knessetmitglied. Sechs Jahre lang (1984–1990) war er Verteidigungsminister in zwei nationalen Einheitsregierungen. In dieser Zeit schuf er Sicherheitsvereinbarungen über die israelisch-libanesische Grenze, die es den israelischen Truppen erlaubten, sich bis auf eine schmale Sicherheitszone zurückzuziehen. Rabin leitete ebenfalls die erste Antwort des Landes auf die Intifada. Von März 1990 bis Juni 1992 war er wieder Knessetmitglied der Opposition.
Im Februar 1992 hielt die Arbeitspartei ihre ersten Kandidatenwahlen ab: Rabin wurde zum Vorsitzenden der Arbeitspartei gewählt und nach dem Wahlsieg im Juni 1992 begann seine zweite Amtszeit als Ministerpräsident und Verteidigungsminister.
Rabins zweite Amtszeit war von zwei historischen Ereignissen geprägt – der Oslovereinbarung mit den Palästinensern und vom Friedensvertrag mit Jordanien. In enger Zusammenarbeit mit Shimon Peres, Außenminister und Rabins langjähriger Rivale, führte er die Verhandlungen über die Prinzipienvereinbarung, die mit der PLO im September 1993 im Weißen Haus unterzeichnet wurde. Dafür wurden Rabin, Peres und Arafat 1994 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die Vereinbarung eröffnete Verhandlungen mit den Palästinensern über Autonomie in Gaza und einigen Gebieten in Judäa und Samaria und über die Errichtung einer Palästinenserbehörde.
Obwohl die Friedensbemühungen Rabins und die Oslo-Verträge in aller Welt auf Zuspruch stießen, waren viele Israelis – vielleicht sogar die Mehrheit – gegen die Friedensformel »Land für Frieden«. Manche befürchteten einen Ausverkauf des biblischen Landes. Trotz seines bedauerlichen gewaltsamen Todes war die Wende in der Politik, die 1996 den Likud an die Macht brachte, vielleicht eine bei vielen gern gesehene Bremse für den Friedensprozess.
Im Oktober 1994 wurde ein Friedensvertrag mit dem Königreich Jordanien unterzeichnet. Dies begünstigte die Entwicklung von Verbindungen zu weiteren arabischen Staaten in Nordafrika und im Persischen Golf.
Am 4. November wurde Jitzhak Rabin von einem jüdischen Rechtsextremisten ermordet, als er gerade eine Massenkundgebung unter dem Motto »Ja zum Frieden, Nein zur Gewalt« verließ. Diskussionen um eine Verschwörung, die zu seinem Tode führte, haben ähnliche Ausmaße angenommen, wie beim Attentat auf John F. Kennedy. Bei seinem Tod war Rabin 73 Jahre alt. Er wurde vor den Augen einer traurigen und schockierten Nation in einem Staatsbegräbnis auf dem Mount Herzl in Jerusalem beigesetzt. Regierungschefs aus der ganzen Welt gaben ihm das letzte Geleit. Rabins Witwe Lea, die sein Anliegen, Frieden zu schaffen, nach seinem Tod fortführte, starb am 12. November 2000.
Menachem Begin – Untergrundkommandant, Parlamentarier und der sechste Ministerpräsident des Staates Israel – wurde 1913 in Brest-Litowsk, Polen, geboren. Von Jugend an ein leidenschaftlicher Zionist, trat er im Alter von 16 Jahren in die »Betar«-Jugendbewegung ein.
Mitte der 1930er Jahre erhielt Begin einen juristischen Grad. 1938 wurde er Leiter von »Betar« Polen, einer 70.000 Mitglieder zählenden Organisation, die einen Teil der von Jabotinsky gegründeten Nationalen Bewegung bildete. Begin konzentrierte sich auf die militärische Ausbildung, weil er die Notwendigkeit, das polnische Judentum zu verteidigen, voraussah. Beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs floh er nach Wilna, wurde dort 1940 vom NKVD (einem Vorgänger des KGB) verhaftet und zu acht Jahren Arbeitslager in Sibirien verurteilt. 1941 kam er auf Grund seiner polnischen Staatsbürgerschaft frei und trat in die Freie Polnische Armee ein, die 1943 in den Nahen Osten aufbrach.
Begin nahm dort Kontakt mit der stillen Untergrundorganisation der Nationalen Bewegung auf, die Irgun Tzeva'i Le'umi (hebräische Abkürzung: »Etzel«), und begann mit deren Reaktivierung. Als 1944 das Ausmaß des Holocaust offensichtlich wurde, brach die Irgun aus dem Mainstream der zionistischen Zurückhaltungspolitik aus. Unter Begins Führung verschärfte sie die Forderungen an die britischen Führung, und nach dem Krieg ordnete Begin viele Operationen der Irgun an, darunter den Gefängnisausbruch in Akko und die Zerstörung der Zentralbüros der britischen Verwaltung, die sich im König-David-Hotel in Jerusalem befanden. Die zunehmende Militanz der Operationen brachte Begin in Konflikt mit der zionistischen Mainstream-Strategie Ben-Gurions – und verursachte einen ideologisch–politischen Riss zwischen diesen beiden Führern, der lange Jahre anhielt. Nach der Gründung der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte durch die provisorische Regierung im Juni 1948 wurden die beiden zerstrittenen Militärorganisationen Irgun und Lehi aufgelöst und ihre Mitglieder in die Armee aufgenommen.
Menachem Begin wandte sich nun der parlamentarischen Politik zu und gründete die Herut-Partei, die auf der politischen Ideologie seines Mentors Ze'ev Jabotinsky basierte. Als Knessetmitglied dominierte er die politische Opposition gegen die Hegemonie der regierenden Arbeitspartei während der ersten drei Jahrzehnte des unabhängigen Israel.
Während der Jahre als Führer der rechten Opposition brachte Begin, ein begabter und charismatischer Redner, seine Missbilligung der Regierungspolitik nicht nur im Parlament, sondern auch bei öffentlichen Demonstrationen zum Ausdruck. In den 1950er Jahren führte er die Bewegung gegen das Wiedergutmachungsabkommen mit Westdeutschland an und nach dem Sinaifeldzug 1956 die Opposition gegen einen Rückzug vom Sinai. 1965 vereinigte Begin seine Herut-Partei mit einer liberalen Partei, eine Vereinigung, die als Grundlage der künftigen Likud-Partei diente.
Zwei Jahre später führte die Krise im Vorfeld des Ausbruchs des Sechstagekriegs 1967 zur Gründung einer Nationalen Einheitsregierung, deren Mitglied Begin wurde. Für fast drei Jahre war er Teil der Entscheidungsträger, bis ihn eine Uneinigkeit über eine amerikanische Friedensinitiative (dem Rogers-Plan) zum Austritt zwang.
Bei den Wahlen 1977 erreichte Begins Likud 43 Sitze in der Knesset, die »Verbindung« nur 32. Menachem Begin wurde Ministerpräsident und blieb sechseinhalb Jahre im Amt – von Frühling 1977 bis Herbst 1983.
Sein Führungsstil – in eher formalem Gewand, und mit Betonung zeremonieller Aspekte der Regierung – unterschied sich merklich von der »offenherzigen« Einstellung seiner Vorgänger. Bei inländischen Angelegenheiten stellte Begin die Prioritäten um, kanalisierte nationale Ressourcen mehr in Entwicklungsprogramme wie dem »Projekt Erneuerung«, das für den Wiederaufbau verkümmerter Wohngegenden und sich entwickelnder Städte verantwortlich war. Nach dreißig Jahren Regierungszeit der Arbeitspartei versuchte seine Partei, wenngleich mit wenig Erfolg, die Zentralisation zu vereinfachen und die Wirtschaft zu liberalisieren. Auch intensivierte er die nationale Kampagne für das Recht der sowjetischen Juden auf Einbürgerung in Israel, und er gab Order zur Evakuierung der jüdischen Gemeinde Äthiopiens, die nur einige Jahre später stattfand.
Ministerpräsident Begins herausragendste Leistung war die Unterzeichnung des Friedensvertrages mit Ägypten. Im November 1977, sechs Monate nachdem Begin Ministerpräsident geworden war, kam Präsident Anwar Sadat von Ägypten nach Jerusalem. Dieser Besuch leitete zwei Jahre der Verhandlung ein, an deren Ende das Übereinkommen von Camp David stand, das Israel zum Rückzug vom Sinai und zur Schaffung einer Autonomie für die Palästinenser aufrief und im Gegenzug zu Frieden und normalen Beziehungen mit Ägypten führte. Ein Friedensvertrag, der den Kriegszustand zwischen den beiden Staaten beendete, wurde 1979 unterzeichnet. Ministerpräsident Begin und Präsident Sadat erhielten für diese Leistung 1978 den Friedensnobelpreis. Trotz weitreichendem Protest in Israel befahl Begin, der großen Wert auf Wahrhaftigkeit legte, im Frühjahr 1982 den Rückzug vom Sinai, inklusive der Stadt Yamit und den anderen jüdischen Siedlungen.
1981 befahl Begin der israelischen Luftwaffe die Zerstörung des Atomreaktors in Osirak nahe Bagdad, Irak, kurz bevor dieser seinen Dienst aufnahm. Der Weitblick dieser Entscheidung und ihrer erfolgreichen Ausführung, die damals von der internationalen Staatengemeinschaft verurteilt wurde, offenbarte sich ein Jahrzehnt später – im Golfkrieg 1991.
Zweimal während Begins Amtszeit als Ministerpräsident wurden militärische Aktionen gestartet als Antwort auf palästinensische Terrorakte gegen israelische Bürger von libanesischem Gebiet aus: Die »Operation Litani« 1978 und die »Operation Frieden für Galiläa« 1982. Beide hatten zum Ziel, die PLO aus dem Südlibanon zu vertreiben. Die Aktion von 1982 geriet zu einem langgezogenen Konflikt mit komplizierten Verstrickungen und einer beachtlichen Zahl Verletzter.
Die Anspannungen im Amt, ein sich verschlechternder Gesundheitszustand und der Tod seiner Ehefrau brachten Begin im September 1983 dazu, sich aus dem Amt zurückzuziehen und sich in der Abgeschiedenheit seines Heimes zur Ruhe zu setzen. Er starb 73jährig im März 1992.
Jitzhak Shamir – Geheimdienstleiter, Leiter in Spionageangelegenheiten, Parlamentarier und der siebte Ministerpräsident des Staates Israel – wurde 1915 als Jitzhak Izernitzky in Ruzinoy in Polen geboren. Er besuchte die hebräische Bialystok-Schule und wurde mit 14 Jahren Mitglied in der Jugendbewegung »Betar«. 1935 verließ er Warschau, wo er Jura studiert hatte, in Richtung Palästina, um sich an der Hebräischen Universität in Jerusalem einschreiben zu lassen.
Entgegen den verbreiteten zionistischen Gepflogenheiten der Zurückhaltung gegenüber den britischen Mandatsbehörden trat Shamir der Irgun Tzeva'i Le'umi (Etzel) bei, der stillen Untergrundorganisation der Nationalen Bewegung. 1940 wechselte er in die kleinere, aber aggressivere Splittergruppe der »Lehi« (Lohamei Herut Israel – Kämpfer für die Freiheit Israels) bei, die von der größeren Gruppe wegbrach. Dort koordinierte als einer von drei Führern organisatorische und praktische Einsätze.
Zweimal konnte Shamir während und nach dem Zweiten Weltkrieg aus der britischen Haft entfliehen, beim zweiten Mal 1947 aus dem britischen Gefängnislager in Eritrea. Er fand in Frankreich Asyl und konnte 1948 wieder nach Palästina zurückkehren. Er nahm wieder die Führerschaft in der »Lehi« auf, bis sich die Gruppe aufgrund der Gründung des Staates Israel auflöste.
Nachdem er dann zunächst einige Jahre als Manager in der Wirtschaft tätig war, trat er Mitte der 1950er Jahre dem Geheimdienst bei und nahm eine Führungsposition ein. 1960 kehrte er in die Wirtschaft zurück und wurde später für die Befreiung von sowjetischen Juden herangezogen. 1970 trat er in Menachem Begins Oppositionspartei »Herut« ein und wurde Mitglied des Vorstands. Drei Jahre später wurde er für die »Likud«-Partei in die Knesset gewählt. Er behielt diese Funktion 23 Jahre lang. Während des ersten Jahrzehnts als Parlamentsmitglied war er Mitglied im Ausschuss für Auslandsbeziehungen und Verteidigung. 1977 wurde er der Sprecher der Knesset und gestaltete den historischen Auftritt des ägyptischen Präsidenten Sadat in der Knesset mit und die Debatte über die Verabschiedung der Camp-David-Beschlüsse zwei Jahre später. Er selbst enthielt sich bei diesen Abstimmungen, weil sie eine Umsiedlung von jüdischen Siedlungen erforderlich machten.
Zwischen 1980 und 1983 war Jitzhak Shamir Außenminister. Unter seinen Errungenschaften waren engere Beziehungen mit Washington entstanden, die sich in einem Abkommen zur strategischen Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten von Amerika und in der Vereinbarung über freie Handelsbeziehungen zwischen den beiden Staaten widerspiegelten. Shamir initierte auch diplomatische Beziehungen zu mehreren afrikanischen Staaten, die sich 1973 während der Ölkrise wieder auflösten. 1982, nach der »Operation Frieden für Galiläa«, führte er Verhandlungen mit dem Libanon, die 1983 zu einem Friedensbeschluss führten. Dieser wurde aber von der libanesischen Regierung nicht angenommen.
Nach dem Rücktritt Begins im Oktober 1983, wurde Jitzhak Shamir Ministerpräsident bis zu den Wahlen im Herbst 1984. Er konzentrierte sich auf die Wirtschaftspolitik, da die israelische Wirtschaft unter der hohen Inflation litt. Die Beziehungen zu den USA konnte er weiter ausbauen.
Der unentschiedene Ausgang der Wahl 1984 führte zu einer Nationalen Einheitsregierung, die auf einer Rotation zwischen Shamir und Shimon Peres (Arbeitspartei) beruhte. Shamir war zunächst stellvertretender Ministerpräsident und Außenminister, während Peres das Amt des Ministerpräsidenten übernahm. Anschließend wurde Shamir für sechs Jahre Ministerpräsident, von 1986 bis 1992, zuerst die Nationale Einheitsregierung anführend, dann unter einer Koalitionsregierung.
Jitzhak Shamirs zweite Amtsperiode wurden durch zwei Ereignisse gekennzeichnet: Den Golfkrieg 1991, in dem er trotz der Raketenangriffe durch den Irak eine »Politik der Zurückhaltung« üben musste, um das Bündnis der arabischen Staaten mit den Westmächten nicht zu gefährden, und im Oktober 1991 die Konferenz für Frieden im Nahen Osten in Madrid, die den Beginn von direkten Gesprächen zwischen Israel und arabischen Staaten einleitete. Zwei weitere bedeutende Erfolge konnte er verbuchen: Der lange Kampf für die Auswanderung von Juden aus der Sowjetunion, der 450.000 Juden in den darauf folgenden zwei Jahren nach Israel brachte. Und die »Operation Salomo« im Mai 1991, in der 15.000 äthiopische Juden durch einer Luftbrücke gerettet werden konnten.
1992 verlor seine Partei die Wahlen und Shamir trat in der Folge als Parteivorsitzender zurück. 1996 zog er sich auch aus der Knesset zurück. Sein gesundheitlicher Zustand ist heute – im Alter von 92 Jahren – sehr schlecht.
Shimon Peres - Staatsdiener, Parlamentarier und Nobelpreisträger – wurde 1923 in Weißrussland geboren und wanderte im Alter von elf Jahren mit seiner Familie nach Palästina ein. Er wuchs in Tel Aviv auf und besuchte das Landwirtschaftliche Gymnasium in Bet Shemen. Peres verbrachte einige Jahre in den Kibbutzim Geva und Alumot, deren Mitbegründer er war. 1943 wurde er zum Sekretär der Jugendbewegung der Zionistischen Arbeitspartei gewählt.
In den späten vierziger Jahren trat er der Haganah bei und bekam die Verantwortung für die Verfügbarkeit von Soldaten und Waffen übertragen. Während und nach dem Unabhängigkeitskrieg arbeitete er als Leiter der Marine, und leitete später die Delegation des Verteidigungsministeriums in den USA. 1952 trat er ins Verteidigungsministerium ein, und ein Jahr später – im Alter von 29 Jahren – wurde er zum Generaldirektor ernannt – eine Position, die er bis 1959 behielt.
1959 wurde Peres als Knessetmitglied gewählt und blieb es bis heute. Von 1959 bis 1965 arbeitete er als Vizeverteidigungsminister. Zu seinen Leistungen zählte die Etablierung der Rüstungs- und Flugindustrie, und die Voranbringung strategischer Bindungen mit Frankreich – eine »spezielle Beziehung«, die ihren Höhepunkt in der strategischen Kooperation während des Sinaifeldzuges 1956 erlebte, den er leitete. Auch war er verantwortlich für Israels Atomprogramm.
Shimon Peres zeichnete sich auch innenpolitisch als starke Figur aus. 1965 verließ er zusammen mit Ben-Gurion die führende Mapai-Partei und wurde Generalsekretär der Rafi-Partei. Drei Jahre später war er es, der diese Fraktionen der Arbeitspartei wieder zusammenführte. 1969 wurde Peres zum Minister für Einwandereraufnahme; von 1970 bis 1974 war er Verkehrs- und Kommunikationsminister, und 1974 war er Informationsminister. In den drei Jahren, die auf den Jom-Kippur-Krieg 1973 folgten, war er als Verteidigungsminister für Israels Sicherheit verantwortlich. Er erneuerte und stärkte die Israelische Verteidigungsarmee und spielte eine wichtige Rolle bei den Rückzugsverhandlungen, die 1975 zum Interimsabkommen mit Ägypten führten. Er zog die Fäden im Hintergrund bei der Rettungsaktion von Entebbe 1976 und entwarf das Konzept »Good Fence«, das positive Beziehungen mit den Anwohnern im Südlibanon schaffen sollte.
Peres war 1977 nach Rabins Rücktritt für kurze Zeit stellvertretender Ministerpräsident. Nachdem die Arbeitspartei bei den Wahlen 1977 besiegt wurde – nach dreißig Jahren politischer Alleinherrschaft – wurde Shimon Peres zum Parteivorsitzenden gewählt. Diesen Posten hielt er bis 1992. In dieser Zeit war er auch gewählter Vizepräsident der Sozialistischen Internationalen.
Shimon Peres war zweimal Ministerpräsident. Seine erste Amtzeit war von 1984 bis 1986 in der Nationalen Einheitsregierung und basierte auf einer Rotationsvereinbarung mit dem Likud-Chef Yitzhak Shamir. Von 1986 bis 1988 war er stellvertretender Ministerpräsident und Außenminister, und von November 1988 bis zur Auflösung der Nationalen Einheitsregierung 1990 ebenfalls stellvertretender Ministerpräsident und Finanzminister. Er konzentrierte seine Energie auf die schwache Wirtschaft und die komplexe Situation, die seit dem Libanonkrieg 1982 bestand. Er gewann die »Histadrut« (allgemeine Gewerkschaft) für die schweren Schritte, die nötig waren, die jährlich Inflationsrate von 400 Prozent auf 16 Prozent zu drücken. Peres war ebenso am Truppenrückzug aus dem Libanon und an der Errichtung einer schmalen Sicherheitszone im Südlibanon beteiligt.
Die Arbeitspartei kehrte in Folge der Wahlen von 1992 an die Macht zurück, und Shimon Peres wurde wieder einmal zum Außenminister ernannt. Er initiierte und leitete die Verhandlungen, die zur Prinzipienvereinbarung mit der PLO im September 1992 führten – was ihm den Friedensnobelpreis einbrachte, zusammen mit Rabin und Arafat. Weitere Verhandlungen mit den Palästinensern führten zu Israels Rückzug aus Gaza und einigen Gebieten Judäas und Samarias und zur Errichtung einer beschränkten palästinensischen Autonomie, wie im Interimsabkommen vereinbart. Im Oktober 1994 wurde der Friedensvertrag mit Jordanien unterzeichnet. Anschließend strebte Peres danach, die Beziehungen zu weiteren arabischen Staaten in Nordafrika und dem Persischen Golf voranzubringen – ein Teil seiner Vision eines »Neuen Nahen Ostens«.
Shimon Peres' zweite Amtszeit als Ministerpräsident war Folge der Ermordung Jitzhak Rabins am 4. November 1995. Die Arbeitspartei wählte Peres als Rabins Nachfolger, und die Knesset bestätigte diese Entscheidung mit großem Vertrauen, unterstützt sowohl von Mitgliedern der Regierung als auch der Opposition.
Peres war sieben Monate Ministerpräsident, bis zu den Wahlen im Mai 1996. Während dieser anstrengenden Periode strebte Peres danach, trotz einer Welle von terroristischen Bombenanschlägen palästinensischer Selbstmordattentäter gegen israelische Zivilisten, das Monument des Friedensprozesses aufrecht zu erhalten.
Shimon Peres führte sein Amt als Vorsitzender der Arbeitspartei bis ein Jahr nach der überraschenden Wahlniederlage seiner Partei fort. Im Juni 1997 wurde der ehemalige Stabschef und das Knessetmitglied der Arbeitspartei Ehud Barak zum Vorsitzenden der Arbeitspartei gewählt.
Im Juli 1999 wurde er zum Minister für regionale Zusammenarbeit ernannt.
Bei den Wahlen zum Staatspräsidenten im Juli 2000 verlor er gegen den Likudkandidaten Moshe Katzav, der als Außenseiter galt. Ein weiteres Zeichen dafür, dass die im Ausland und in den Medien so beliebte »Land-für-Frieden-Politik« nicht das war, was sich ein Großteil der israelischen Bevölkerung wünschte.
Am 13. Juni 2007 wurde Shimon Peres zum Staatspräsidenten Israels gewählt – als nun einer der dienstältesten Politiker Israels. Er blieb Präsident bis 2014 und starb im Alter von 93 Jahren am 28. September 2016 in Tel Aviv.
Benjamin Netanjahu – Soldat, Diplomat und der neunte Ministerpräsident des Staates Israel – wurde 1949 in Tel Aviv geboren und wuchs in Jerusalem auf. Seine Jugend verbrachte er in den Vereinigten Staaten, wo sein Vater, ein bekannter Historiker, jüdische Geschichte lehrte.
Netanjahu kehrte 1967 nach Israel zurück, um seinen Militärdienst abzuleisten. Dort trat er freiwillig in ein Elitekommando der Israelischen Verteidigungsarmee ein und nahm an einer Reihe gewagter Operationen teil, u.a. an der Befreiung von Geiseln aus einer entführten Sabena-Maschine am Flughafen Ben-Gurion. Bei dieser heldenhaften und von Erfolg gekrönten Operation wurde er verwundet. Nach sechs Jahren wurde er mit dem Rang eines Kapitäns aus dem Militärdienst entlassen.
Netanjahu studierte anschließend am Massachusetts Institute of Technology in Boston und wurde Bachelor of Science in Architektur und Master of Science in Management Studies. Außerdem studierte er Politikwissenschaft an der Harvard Universität. 1976 wurde er bei der Boston Consulting Group angestellt, einer internationalen Finanzberaterfirma. Später beteiligte er sich am Management von Rim Industries in Jerusalem.
Sein ältester Bruder Jonathan fiel 1976 als Kommandant der Befreiungsaktion von Entebbe/Uganda, wo die Passagiere einer Air France Maschine als Geiseln gehalten wurden. Davon sehr betroffen, initiierte und organisierte Netanjahu zwei internationale Konferenzen zur Bekämpfung des internationalen Terrorismus: 1979 in Jerusalem und 1984 in Washington. Diese Foren zogen politische Schlüsselfiguren und Meinungsmacher der internationalen Gemeinschaft an.
1982 war Netanjahu Teil von Israels diplomatischer Gesandtschaft in den Vereinigten Staaten. Zwei Jahre diente er als stellvertretender Leiter unter dem damaligen Botschafter Moshe Arens. Außerdem war er Mitglied der ersten Delegation, die an Gesprächen zur strategischen Kooperation zwischen Israel und den Vereinigten Staaten teilnahm. 1984 wurde Netanjahu zum israelischen Botschafter in den USA ernannt und blieb vier Jahre im Amt. Als eloquenter Redner, gewaltiger Debattierer und medienorientierter Diplomat spielte er eine Schlüsselrolle bei den Bemühungen, Israels Bild zu verbessern und ein Verständnis für die Sicherheitsbedürfnisse des Landes bei den »Einflussreichen« Amerikas zu wecken.
Bald nach seiner Rückkehr nach Israel 1988 betrat er die politische Bühne und wurde als Knessetmitglied für den Likud gewählt – einer politischen Bewegung, mit der sich seine Familie seit zwei Generationen identifiziert hatte – und wurde zum stellvertretenden Außenminister ernannt. Diese Position behielt er vier Jahre. Seine Amtszeit war gekennzeichnet von der »Intifada«, dem Golfkrieg 1991 und der Friedenskonferenz von Madrid, die direkte Gespräche zwischen Israel und seinen Nachbarn einleitete. Netanjahus Begabungen vor allem im Umgang mit den Medien machten sich für Israels Stellung im Ausland bezahlt.
1993 wurde Netanjahu zum Vorsitzenden und Kandidaten für den Ministerpräsident des Likud gewählt. Er leitete die politische Opposition in der Zeit vor und nach der Ermordung des Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin – einer Zeit, die geprägt war von einer launischen öffentlichen Debatte über Grundprobleme, von der Kontroverse über die Umsetzung der Oslo-Verträge und vom eskalierenden palästinensischen Terror.
1996 besiegte Benjamin Netanjahu in der ersten Direktwahl eines israelischen Ministerpräsidenten den im Amt befindlichen Kandidaten der Arbeitspartei, Shimon Peres, und wurde der neunte Ministerpräsident Israels. Er blieb bis 1999 im Amt.
Frühere israelische Ministerpräsidenten waren älter, und ihre Frauen blieben größtenteils im Hintergrund. Aber Netanjahu – der jüngste Ministerpräsident in der Geschichte Israels – wählte einen amerikanischen Führungsstil, mit seiner Familie als Teil des hohen öffentlichen Ansehens des Ministerpräsidenten.
In seinem ersten Jahr im Amt hatte sich Netanjahu auf zwei brennende Probleme konzentriert: die Wirtschaftslage zu verbessern und einen resoluteren Standpunkt im Bezug auf die Erfüllung palästinensischer Verpflichtungen einzunehmen, die die »Friedenspartner« und Israel schriftlich vereinbart hatten. Maßnahmen zur Eindämmung der relativ hohen Inflation wurden ergriffen, zusammen mit konkreten Schritten, das chronische Haushaltsdefizit zu verringern. Auf der Grundlage einer neuen Politik zur Umstrukturierung der Wirtschaft wurden – nicht ohne Widerstand – erste Schritte zur Privatisierung von staatlich kontrollierten Firmen und Werken unternommen.
Netanjahus Politik im Friedensprozess war eine andere als die seiner Vorgänger. Er erkannte die Bedingungen der Vereinbarung von Hebron an, die größtenteils von der vorhergehenden Regierung erstellt wurden, aber er nahm eine weit weniger versöhnliche Haltung den Palästinensern gegenüber ein. Er weigerte sich, über ihre Weigerung in bezug auf die Einhaltung von Zusagen (Streichung israelfeindlicher Punkte in der PLO-Charta und Bekämpfung des Terrorismus), hinweg zu sehen. Er blieb bei seiner Einstellung, dass man sich dem Terror nicht fügen dürfe – auch nicht indirekt. Er verwarf die Bezeichnung von Israelis, die von palästinensischen Terroristen ermordet wurden, als »Opfer des Friedens« und wollte die Unterstützung der Palästinensischen Autonomiebehörde bei Gewalt und Terror nicht ignorieren. Er forderte Gegenseitigkeit in der Einhaltung der Verträge und machte es zur Bedingung, dass palästinensische Ziele, wie der Rückzug der israelischen Armee und die Ausweitung der Autonomie, im Gegenzug an palästinensische Anstrengungen zum Frieden gekoppelt würden.
Die westlichen Medien und die Friedensbefürworter im eigenen Land machten Netanjahu für alles verantwortlich, was den Frieden nicht voranbrachte. Seine Unnachgiebigkeit Arafat gegenüber machte ihn zum Sündenbock der Linken und des Westens. Den Siedlern und den rechten Parteien dagegen ging er zu weit durch seine Bemühungen, schon früher beschlossene Verträge zu erfüllen, unter anderem die Übergabe von Hebron an die Palästinensische Autonomie. Die Zwickmühle, in der er sich befand, sowie Korruptionsvorwürfe, die sich später als falsch erwiesen, wurden ihm zum Verhängnis: Zwar ließ er sich bei den vorgezogenen Neuwahlen im Mai 1999 erneut zur Wahl stellen, verlor aber gegen seinen Konkurrenten Ehud Barak von der Arbeitspartei. Nach der Niederlage legte er sein Amt als Vorsitzender des Likud und sein Knesset-Mandat nieder und zog sich ins Privatleben zurück. Zum Jahreswechsel 2000/2001 stand er kurz vor einer erneuten Kandidatur zum Ministerpräsidenten. Nach den Prognosen hätte er einen noch deutlicheren Wahlsieg erzielt als Ariel Scharon.
Ende 2002 verlor er die Likud-internen Wahlen gegen Scharon und konnte somit zugunsten seines Konkurrenten nicht als Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten im Januar 2003 antreten. Seit dem Zerfall der Regierungskoalition im Oktober 2002, der die vorgezogenen Neuwahlen verursachte, war er als Nachfolger von Shimon Peres Außenminister.
Bei den Neuwahlen zur 18. Knesset am 10. Februar 2009 trat Netanjahu erneut als Spitzenkandidat der Likud-Partei an. Zwar verlor seine Partei knapp gegen Kadima und deren Vorsitzende Tzipi Livni (27 zu 28 Mandate). Trotzdem wurde Netanjahu vom Staatspräsidenten Shimon Peres mit der Regierungsbildung beauftragt, da nur so mit dem rechten Lager eine Mehrheit zustande gebracht werden konnte. Eine Regierung der nationalen Einheit unter Führung des Likud hatte Livni zuvor abgelehnt.
2013 und 2015 konnte er sein Amt jeweils in vorgezogenen Neuwahlen verteidigen.
Zuletzt hat Netanjahu die europäische Nahostpolitik und vor allem die Ablehnung der Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels scharf kritisiert. 2017 bezeichnete er die Israel-Politik der EU als »absolut verrückt«. Die ständige Kritik an der Siedlungspolitik der einzigen Demokratie im Nahen Osten sei »anormal«.
Nach fünf Knessetwahlen seit April 2019 ist Netanjahu nach vorübergehender Ablösung seit dem 29. Dezember 2022 wieder – zum dritten Mal – im Amt.
Ehud Barak wurde 1942 im Kibbuz Mishmar Hasharon geboren.
1959 trat er in die Israelische Verteidigungsarmee ein und diente als Soldat und Kommandant einer Eliteeinheit, sowie in verschiedenen anderen Kommandopositionen, darunter als Leiter der militärischen Aufklärungseinheit. Während des Sechstagekrieges 1967 war er Kommandant einer Erkundungsgruppe, und im Jom-Kippur-Krieg Panzerbataillonkommandant an der Südfront im Sinai. Im Januar 1982 wurde er zum Leiter der Planungsabteilung der Armee ernannt und zum Generalmajor befördert. Während der Operation »Frieden für Galiläa« 1982 arbeitete Generalmajor Barak als Stellvertretender Kommandant der Israelischen Truppen im Libanon.
Im April 1983 wurde Generalmajor Barak zum Leiter der Aufklärungsabteilung am Armee-Generalhauptquartier ernannt. Im Januar 1986 wurde er Kommandant des Zentralkommandos und im Mai 1987 Vizestabchef.
Im April 1991 nahm er den Posten des 14. Generalstabchefs an und wurde in den Rang eines Generalleutnant befördert, dem höchsten im israelischen Militär.
In Folge der Unterzeichnung des Gaza-Jericho-Abkommens mit den Palästinensern im Mai 1994 beaufsichtigte Generalleutnant Barak den Rückzug der israelischen Streitkräfte aus dem Gazastreifen und Jericho. Er spielte eine zentrale Rolle beim Abschluss des Friedensvertrags mit Jordanien, der 1994 unterzeichnet wurde, und traf mit seinem syrischen Amtskollegen bei den syrisch-israelischen Verhandlungen zusammen.
General Barak erhielt die »Dienstauszeichnungsmedaille« und vier weitere Auszeichnungen für Mut und operative Leistungen.
Barak wurde Bachelor of Science in Physik und Mathematik an der Hebräischen Universität in Jerusalem (1976) und Master of Science im Wirtschaftsingenieurwesen an der Stanford University, Kalifornien (1978).
Er arbeitete als Innenminister von Juli bis November 1995 und als Außenminister von November 1995 bis Juni 1996.
Nach seiner Wahl zum Knessetabgeordneten 1996 arbeitete er als Mitglied des Knesset-Komitees für Außen- und Verteidigungspolitik mit.
1996 wurde Barak zum Vorsitzenden der Arbeitspartei gewählt und gründete die Partei »Ein Israel« aus Fraktionen der Arbeitspartei, des Gesher und der Meimad.
Ehud Barak wurde am 17. Mai 1999 zum israelischen Ministerpräsidenten gewählt. Seine Regierung stellte er am 6. Juli 1999 der Knesset vor und übernahm die Ämter des Ministerpräsidenten und des Verteidigungsministers.
Nach eigenen Angaben ist Rabin sein großes politisches Vorbild. Bei Verhandlungen mit den Palästinensern lockerte er die Zügel, die Netanjahu fest in der Hand behielt und machte im Juli 2000 während eines 15tägigen Verhandlungsmarathons in Camp David große Zugeständnisse, auch im Blick auf Jerusalem – obwohl er inzwischen die Mehrheit im Parlament bereits verloren hatte. Da Arafat noch mehr wollte, scheiterten die Gespräche. Viele Israelis waren froh darüber.
Bei den im Oktober ausgebrochenen Unruhen erkannte Barak, dass man nur Frieden machen kann, wenn man einen Partner hat, der auch Frieden will. Angesichts der anhalten Eskalation in den Autonomiegebieten und mangelndem Rückhalt in der Regierungskoalition erklärte er im Dezember 2000 seinen Rücktritt, erklärte aber, dass er sich erneut zur Wahl stellen würde.
Die Wiederwahl am 6. Februar 2001 scheiterte. Ariel Scharon, Kandidat des Likudblocks, gewann die Wahl mit 62,5 Prozent der Stimmen. Nach der verlorenen Wahl zog sich Barak aus der Politik zurück und legte seinen Sitz in der Knesset nieder.
Ariel Scharon wurde 1928 in Kfar Malal geboren.
1942 wurde er im Alter von 14 Jahren Mitglied der jüdischen Untergrundorganisation Haganah. Während des Unabhängigkeitskrieges 1948 kommandierte er eine Infanterie-Einheit der Alexandronie Brigade. 1953 gründete und leitete er das Sonderkommando »101«, welches Vergeltungsmaßnahmen ausführte. Drei Jahre später wurde Scharon zum Kommandeuer eines Fallschirmjäger-Korps ernannt und kämpfte im Sinai Feldzug. 1957 besuchte er das Chamberley College in Großbritannien.
Scharon machte seinen Abschluss in Jura und Nahost-Studien der Hebräischen Universität Jerusalem (1962). Er veröffentlichte ein Buch sowie zahlreiche Artikel in der israelischen und ausländischen Presse.
Von 1958 bis 1962 diente Scharon als Brigade-Kommandeur der Infanterie und schließlich als Kommandeur der Infanterie-Schule. 1964 wurde er zum General des Nordkommandos und 1966 zum Leiter der Abteilung für militärische Ausbildung ernannt.
Am Sechs-Tage-Krieg nahm er als Kommandeur einer bewaffneten Division teil. 1969 erfolgte seine Ernennung zum General des Südkommandos. Drei Jahre später nahm Scharon seinen Abschied vom Militär. Doch bereits in dem darauf folgenden Jahr wurde er für den Jom-Kippur-Krieg in den aktiven Militärdienst zurückberufen, um eine bewaffnete Division zu kommandieren, hier leitete er die Überquerung des Suez-Kanals.
Ariel Scharon wurde im Dezember 1973 zum ersten Mal in die Knesset gewählt, trat jedoch ein Jahr später zurück, und diente Ministerpräsident Jitzhak Rabin (1975) als Sicherheitsberater. 1977 wurde er über die »Shlomzion«- Liste erneut in die Knesset gewählt. Er wurde in die erste Regierung von Menachem Begin als Landwirtschaftsminister berufen, und bemühte sich um die landwirtschaftliche Zusammenarbeit mit Ägypten. Von 1981 bis 1983 diente er als Verteidigungsminister. Diese Position hatte er auch während des Libanonkrieges inne, welcher die Zerstörung der Terror-Infrastruktur der PLO im Libanon bewirkte.
Auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen spielte er eine wichtige Rolle bei der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen mit den afrikanischen Nationen, die die Verbindungen mit Israel während des Jom-Kippur-Krieges abgebrochen hatten. Im November 1981 brachte er das erste strategische Abkommen mit den USA zustande und stärkte die Verteidigungsbeziehungen zwischen Israel und vielen Nationen.
Er half auch, tausende von Juden aus Äthiopien durch den Sudan nach Israel zu bringen. Von 1984 bis 1990 war er Minister für Industrie und Handel. In dieser Funktion beschloss er 1985 das Freihandelsabkommen mit den USA. Von 1990 bis 1992 war er Minister für Wohnungs- und Bauwesen. Nach dem Fall der Sowjetunion und den Einwanderungswellen aus den Nachfolgestaaten startete er ein Programm zur Integration von Einwanderern im ganzen Land, einschließlich der Errichtung von 144 000 Wohnungen.
Scharon hat einen Abschluss in Jura und Nahost-Studien der Hebräischen Universität Jerusalem (1962). Er hat ein Buch veröffentlicht sowie zahlreiche Artikel in der israelischen und ausländischen Presse.
Von 1992 bis 1996 war er Mitglied im Außen- und Verteidigungsausschuss.
1996 wurde Scharon zum Minister für Nationale Infrastruktur ernannt, wobei er an der Förderung von Gemeinschaftsprojekten mit Jordanien, Ägypten und den Palästinensern beteiligt war. Er arbeitete auch in der Regierungskommission zur Förderung der Beduinen. 1998 wurde er zum Außenminister ernannt und beauftragt, die Verhandlungen für ein endgültiges Abkommen mit der palästinensischen Autonomiebehörde zu führen. Er begleitete Ministerpräsident Netanjahu nach Wye River als Chefunterhändler. Als Außenminister traf Scharon mit den politischen Spitzen der USA, Europas, der Palästinenser und arabischer Staaten zusammen, um den Friedensprozess voran zu bringen. Besonders für die Schaffung und Förderung von Projekten wie dem Wasser-Projekt engagierte er sich stark, das von der Internationalen Gemeinschaft gegründet wurde, um eine langfristige Lösung für die Wasserkrise der Region und eine Grundlage für friedliche Beziehungen zwischen Israel, Jordanien, den Palästinensern und anderen Ländern des Nahen Ostens zu finden.
Nach der Wahl von Ehud Barak zum Ministerpräsidenten im Mai 1999 wurde Ariel Scharon zum Parteivorsitzenden des Likud gewählt.
Am 6. Februar 2001 wählte Israel ihn zum Ministerpräsident. In seiner Antrittsrede versprach er: »Die Regierung, die ich bilden werde, wird danach streben, das vereinte Jerusalem, die Hauptstadt Israels und die ewige Hauptstadt des jüdischen Volkes zu stärken und zu festigen, zu der wir uns alle hinwenden und sagen: 'Vergesse ich dich, Jerusalem, so verdorre meine Rechte. Meine Zunge soll an meinem Gaumen kleben, wenn ich deiner nicht gedenke, wenn ich nicht lasse Jerusalem meine höchste Freude sein' (Psalm 137, 5–6)«
Nach vorgezogenen Neuwahlen wurde Scharon am 28. Januar 2003 wiedergewählt. Der Likud bekam mit 37 Sitzen (von insgesamt 120) in der Knesseth 18 Sitze mehr als zuvor. Die Arbeiterpartei unter Amram Mitzna wurde klar geschlagen und erreichte statt 25 Sitze nur noch 19. Dieses Ergebnis zeigte, dass das israelische Volk den Erfolg der harten Position gegenüber den Palästinensern anerkannte und den in Europa unbeliebten »Hardliner« Ariel Scharon als den ersten Ministerpräsidenten seit den achziger Jahren in eine zweite Amtsperiode wählte.
Seit dem 4. Januar 2006 lag er nach einem Schlaganfall im künstlichen Koma und wurde am 11. April vom israelischen Kabinett für dauerhaft amtsunfähig erklärt. Ende 2006 wurde er als Dauerkoma-Patient in ein Pflegeheim verlegt, er starb am 11. Januar 2014 in Ramat Gan.
Nach dem schweren Schlaganfall Ariel Scharons und seinem damit verbundenen Ausscheiden aus der Politik übernahm Ehud Olmert zunächst kommissarisch die Regierungsgeschäfte. In vorgezogenen Neuwahlen am 28. März 2006 setzte sich der Vorsitzende der Kadima-Partei gegen Amir Peretz und Benjamin Netanjahu durch und wurde zum Ministerpräsidenten gewählt.
Olmert wurde am 30. September 1945 in der Stadt Binjamina bei Haifa geboren. Er stammt aus einer russischen Einwandererfamilie, sein Vater wuchs jedoch in China auf. Ehud Olmert ist verheiratet und hat fünf leibliche Kinder sowie eine adoptierte Tochter.
1973 wurde Olmert im Alter von 28 Jahren jüngster Abgeordneter in der Knesset. In der Likud-Partei war er damals Schatzmeister. Seine Zeit als Gesundheitsminister (1990–1992) blieb in Erinnerung, weil er weitreichende Reformen durchsetzte.
Von 1993 bis 2003 war Ehud Olmert Bürgermeister Jerusalems und damit Nachfolger des legendären Teddy Kollek, der dieses Amt 28 Jahre lang innehatte und im Januar 2007 starb. Olmert gewann die Wahl gegen Kollek mit einer Mehrheit von 60 Prozent.
Nachdem er 2003 wieder in die Knesset gewählt worden war, gab er sein Amt als Bürgermeister auf, übernahm verschiedene Ministerposten und wurde stellvertretender Ministerpräsident. Nach der Gründung der neuen Kadima-Partei 2005 durch Ariel Scharon trat auch Olmert mit ihm aus dem Likud aus. Im Januar 2006 wurde er zum Vorsitzender der Kadima und übernahm im selben Monat nach Scharons Schlaganfall das Amt des Ministerpräsidenten.