Einzigartiges Israel

Unabhängigkeitskrieg

Schon in den ersten Tagen nach der UN-Abstimmung kam es zu schweren Angriffen der Araber auf die jüdische Bevölkerung. Das britische Militär ergriff meist für die arabische Seite Partei.

Der Gründung des Staates Israel folgte ein massiver Angriff der arabischen Nachbarn: Syrien, der Libanon, Transjordanien, der Irak und Ägypten wollten den neuen Staat sofort vernichten. Der Unabhängigkeitskrieg dauerte bis zum Februar 1949, als in verschiedenen Abkommen ein Waffenstillstand gesichert wurde.

Über 600.000 israelische Juden, darunter viele Überlebende des Holocaust, hatten sich erfolgreich gegen die starken arabischen Armeen verteidigt. Das israelische Gebiet war nun etwas größer als das im UN-Teilungsplan vorgesehene. 6000 Israelis waren im Krieg gefallen, die arabische Seite hatte mehr als doppelt soviele Opfer zu beklagen.

Dem Waffenstillstand folgte kein Friedensschluss, die arabischen Nachbarn erkannten Israels Existenz nicht offiziell an.

Ein zerstörter syrischer Panzer vom Typ Renault R35 erinnert im Kibbuz Degania an den Unabhängigkeitskrieg.
Ein zerstörter syrischer Panzer vom Typ Renault R35 erinnert im Kibbuz Degania an den Unabhängigkeitskrieg.

Dani Lavi, Jahrgang 1937, erzählt, wie aussichtslos und schwierig die Lage 1948 war und was die Einwohner des neuen Staates beflügelt hat:

Damals waren wir so arm, das ganze Land und insbesondere wir im Kibbuz, wir hatten effektiv gar nichts. An dem Tag hat man uns Kibbuzkinder nach Haifa gefahren, um da den großen Tag mitzufeiern und zu tanzen. Wir dürfen nicht vergessen, damals waren wir hier im Land insgesamt 600.000 Juden. Umkreist von 5 arabischen Ländern, die uns aus jeder Richtung angegriffen haben. Wir konnten so eine kleine Gruppe von Juden überleben? Wir haben gekämpft, um das Land, um die Leute, um unsere Religion – und wir haben es geschafft!
Es gibt viele Geschichten aus diese Zeiten, zum Beispiel von einer Frau aus einem Kibbuz. Sie hat im Befreiungskrieg ihren Mann verloren, sie hatte zwei Söhne. Der eine wurde Pilot bei unserer Luftwaffe und er ist umgekommen. Der zweite Sohn war bei den Panzertruppen und er ist auch umgekommen. Und die Frau hat gesagt, ich mache weiter. Unter allen Umständen, trotz allem, was mir geschah: Ich mache weiter. Und so macht unser ganzes Volk nach wie vor weiter. Heute wie vor 35 Jahren, 75 Jahren, 1300 Jahre und 3300 Jahre, wir machen immer weiter, wir wissen Bescheid: Wir haben ein Land, ein Volk, eine Sprache, eine Religion, und wir sind alle eine große Familie.

Auch in den folgenden Jahren versuchten arabische Staaten immer wieder, »die Juden ins Meer zu werfen«, wie es der ägyptische Staatspräsident Gamal Abdel Nasser im Mai 1967 ausdrückte. Ohne Erfolg.

Suezkrise

Der nächste Krieg ließ nur wenige Jahre auf sich warten: Bereits 1956 blockierte Ägypten die Zufahrt vom Roten Meer zum Golf von Elat für israelische und nach Israel fahrende Schiffe und rüstete die Sinai-Halbinsel militärisch auf. Ein Bündnis zwischen Syrien und Jordanien verschärfte die Bedrohung des jüdischen Staates.

In einer Kooperation mit Frankreich und England unternahm die israelische Armee einen präventiven Einmarsch in den Sinai und den Gazastreifen. Dem militärischen Erfolg folgte ein Ultimatum der USA und der Sowjetunion an Israel, die besetzten Gebiete preiszugeben. Im Gegenzug wurde Israel die Stationierung von UN-Friedenstruppen an der Grenze zu Ägypten sowie die freie Durchfahrt durch den Golf von Elat zugesichert.

Sechstagekrieg

Eine harte Probe für die Existenz Israels war der Sechs-Tage-Krieg im Jahr 1967. Die arabischen Armeen rüsteten sich erneut zu einem gemeinsamen Schlag gegen den jüdischen Staat. Ägypten sperrte die Meerenge von Tiran und überredete die UN-Truppen zum Abzug von der Sinai-Halbinsel. Ägypten und auch Syrien hatten ihre Streitkräfte an den Grenzen zu Israel gesammelt und die Bedrohung für den jüdischen Staat war deutlich spürbar. Ein Krieg schien unvermeidlich.

Mit einem Präventivschlag zerstörte Israel am 5. Juni 1967 die Luftwaffe Syriens, Jordaniens und Ägyptens. Nach sechs Tagen hatte Israel den Gazastreifen und den Sinai erobert. Auch die bisher jordanische Westbank und Ostjerusalem fielen in israelische Hand. Der Tempelberg und die Klagemauer waren nun im Besitz der Israelis. Im Norden eroberte Israel die bis dahin syrischen Golanhöhen. Dieser beeindruckende Schlag ging in die Militärgeschichte ein.

Am 7. Juni 1967 nahmen israelische Soldaten die Altstadt von Jerusalem ein. Auch der Tempelberg und die Klagemauer, die zuvor unter jordanischer Herrschaft standen, wurden erobert – Jerusalem war nun vereinigt und wurde später zur Hauptstadt Israels erklärt – was allerdings international bis zum Jahr 2017 nie anerkannt wurde. Erst dann sorgte US-Präsident Donald Trump für internationale Verstimmungen, als er ankündigte, er werde bald die amerikanische Botschaft nach Jerusalem verlegen – 2018 setzte er das Vorhaben in die Tat um.

Obwohl der Zugang zu den heiligen Stätten zuvor den Juden verwehrt gewesen war, konnten Muslime nun unter israelischer Herrschaft auch weiterhin auf dem Tempelberg beten. Israel übergab die Heiligtümer einer autonomen muslimischen Verwaltung.

Für den Bibellehrer Lance Lambert war die Wiedervereinigung Jerusalems im Jahr 1967 »das größte Ereignis seit Pfingsten«. Dabei bezog er sich auf eine Prophezeiung von Jesus, wie sie im Neuen Testament aufgeschrieben wurde: »Und Jerusalem wird erobert und dem Erdboden gleichgemacht werden von den fremden Völkern, bis ihre Zeit zu Ende ist.« (Lukas 21,24)

Israel hatte die Welt wieder einmal mit einem deutlichen Sieg überrascht. 15.000 Ägypter, 6000 Jordanier und 1000 Syrer waren gefallen, auf israelischer Seite starben 700 Soldaten. Nach dem Waffenstillstand am 10. Juni bot Israel seinen Feinden die Rückgabe der neu eroberten Gebiete an – mit Ausnahme von Jerusalem – wenn diese dafür in einen Frieden einwilligten. Dieses Friedensangebot wurde jedoch abgelehnt. Neue Kämpfe um den Sinai brachen 1970 aus. Nach heftigen Gefechten und hohen Verlusten auf beiden Seiten vermittelte US-Außenminister William Rogers einen neuen Waffenstillstand. Der Sinai blieb noch weitere zwölf Jahre im Besitz Israels.

Jom-Kippur-Krieg

Ein letztes Mal versuchte Ägypten 1973, die Sinaihalbinsel auf militärischem Wege zurückzugewinnen. Gleichzeitig wollte Syrien den Golan zurückerobern. Der Termin für diesen koordinierten Überraschungsangriff war der 6. Oktober 1973. An diesem Tag feierte Israel Jom-Kippur: den Versöhnungstag und höchsten jüdischer Feiertag.

Die Juden beteten und fasteten, Rundfunk und Verkehr standen still. Da Israels Armee nicht rechtzeitig mobilisiert werden konnte, führte Israel mit mangelnder Artilleriedeckung und ohne Unterstützung der Luftwaffe gegen eine überwältigende Überlegenheit am Boden einen verlustreichen Verteidigungskampf. Nach 18 Tagen akzeptierten alle Seiten einen UN-Waffenstillstand. Israel war weit nach Ägypten vorgedrungen und stand im Kampf gegen Syrien 30 Kilometer vor Damaskus. Ein weiteres Mal hatte Israel erfolgreich seine Existenz verteidigt.

Libanonkrieg 1982

Der Norden Israels war seit 1970 zunehmenden Terroraktionen durch die PLO ausgesetzt, die vom Südlibanon aus operierte. Nach einer Verschärfung des libanesischen Bürgerkriegs unternahm Israel 1982 die Militäraktion »Frieden für Galiläa«. Israel unterstützte hierbei die libanesischen Christen im Kampf gegen die eindringenden Syrer und drängte die Terroristen der PLO aus dem Südlibanon und Beirut zurück.

Mit seinem militärischen Eingreifen hatte sich Israel in den libanesischen Bürgerkrieg verstrickt und sah sich einer immer schärferen Kritik der israelischen und internationalen Öffentlichkeit ausgesetzt. Hunderte von Soldaten kamen durch Hinterhalte und Terroranschläge ums Leben. Die vom Iran unterstützte Terrorgruppe »Hisbollah« (»Partei Allahs«) hatte die PLO ersetzt und kämpfte erbittert gegen die Eindringlinge.

1985 zog sich die Armee aus dem größten Teil des Libanon zurück, behielt aber die Kontrolle über einen schmalen Streifen im Südlibanon, die sogenannte »Sicherheitszone«, die zum Schutz gegen terroristische Anschläge auf den Norden Galiläas erhalten bleiben sollte.

In der Zeit danach gab es immer wieder Raketenangriffe und Anschläge von Hisbollah-Terroristen aus der Sicherheitszone heraus. Vor allem die Bewohner des Grenzgebietes waren Zielscheibe und mussten immer wieder in ihren Bunkern ausharren. Ein Rückzug aus dem Libanon war in der Politik Israels immer ein vieldiskutierter Tagesordnungspunkt, da man sich einerseits davon Frieden erhoffte, andererseits aber dem Libanon nicht traute, da in den Besatzungsjahren viele israelische Soldaten gefallen waren.

In der Nacht zum 24. Mai 2000 verließ die israelische Armee dann den Libanon. Der überraschende Rückzug geschah Tage vor dem eigentlich in Erwägung gezogenen Termin. Die Regierung unter Ehud Barak hatte sich Anfang März des Jahres zum einseitigen Rückzug entschlossen, nachdem eine friedliche politische Lösung von Syrien und dem Libanon abgelehnt wurde.

An der Grenze zum Libanon sind UN-Einheiten stationiert.
An der Grenze zum Libanon sind UN-Einheiten stationiert.

Intifada 1987

Am 9. Dezember 1987 wurde aus dem »Befreiungskampf« der PLO und den Terroranschlägen der Extremisten ein Volksaufstand der palästinensischen Bevölkerung. Ein zufälliges Ereignis war der Funken, der das Pulverfass zur Explosion brachte: Im Gazastreifen verursachte ein israelischer Lastwagenfahrer einen Unfall, bei dem drei Palästinenser ums Leben kamen. Dies löste einen Aufruhr des Volkes auf, erst im Gazastreifen, nach wenigen Tagen auch in Judäa und Samaria.

Eine neue Front war im arabisch-israelischen Konflikt entstanden: Auf der einen Seite stand die hochgerüstete und gut ausgebildete Armee, auf der anderen Seite »unbewaffnete« Männer, Frauen und Kinder. Unbewaffnet – wenn man Steine und Molotow-Cocktails nicht als Waffen rechnet.

Die Soldaten und mit ihnen die israelische Regierung befanden sich in einem moralischen Dilemma, die Medien taten ein Übriges dazu. Die Geschichte von David und Goliath war plötzlich ins Gegenteil verkehrt: Israel als großer, böser Goliath kämpfte mit Gewehren gegen Steine schleudernde palästinensische »Davids«. Die Streitkräfte Israels wurden als brutale Besatzungsarmee an den Pranger gestellt.

Es zeigte sich, dass der Konflikt nur politisch zu lösen war. Erst 1991, als in Madrid die israelisch-arabische Friedenskonferenz stattfand, flaute die Intifada ab. Doch auch die Oslo-Verhandlungen sechs Jahre nach Ausbruch der Intifada verhinderten nicht, dass es weiterhin immer wieder Terroranschläge und Aufstände gegen die Armee gab. Laut israelischen Menschenrechtlern kamen bei den Auseinandersetzungen insgesamt über 1000 Palästinenser ums Leben. Darunter waren wohl zahlreiche Terroristen, aber auch viele Kinder, die an den Straßenkämpfen teilnahmen. In der gleichen Zeit wurden 180 Israelis getötet, meist durch gezielte Terroranschläge.

Golfkrieg 1991

Passiv verhielt sich Israel im Golfkrieg 1991. Der Irak besetzte Kuwait und wurde daraufhin von einer alliierten Streitmacht unter Führung der USA zurückgeschlagen. Aus Hass gegen den Judenstaat schoss Iraks Diktator Saddam Hussein mehrere Scud-Raketen auf Israel.

Trotz eines drohenden Giftgasangriffs durfte Israel sein Militär nicht einsetzen. Die Amerikaner befürchteten einen Gesinnungswandel ihrer arabischen Bündnispartner, wenn Israel in das Kampfgeschehen eingreifen würde.

Als Wunder Gottes empfanden viele Israelis das Ergebnis der Bombardierungen durch den Irak: Trotz 39 Treffern und tausender zertstörter Häuser starb nur ein Mensch als unmittelbare Folge der Scud-Einschläge. Nach einem der Raketenangriffe zitierte ein israelischer Militärsender angeblich bei der Entwarnung Psalm 121,4: »Der Beschützer Israels schläft und schlummert nicht.«

Al-Aqsa-Intifada 2000

Ein Anschlag auf die Buslinie 19 in Jerusalem forderte im Januar 2004 elf Todesopfer.
Ein Anschlag auf die Buslinie 19 in Jerusalem forderte im Januar 2004 elf Todesopfer.

Mit dem Begriff »Al-Aqsa-Intifada« wird eine Eskalation des Konflikts bezeichnet, als dessen Auslöser oft der Besuch des damaligen Oppositionsführers und späteren Ministerpräsidenten Ariel Scharon auf dem Tempelplatz beschrieben wurde. Doch wohl schon nach dem Scheitern der Verhandlungen in Camp David am 25. Juli 2000 spielte die Palästinenserführung mit dem Gedanken, das Fortschreiten der Verhandlungen mit Gewalt anzutreiben. Der Besuch Scharons war ein Anlass, den man geschickt nutzen konnte, um Israel als Aggressor darzustellen.

In Wahrheit gab es bereits zwei Tage vor dem Besuch ernstere Ausschreitungen in den arabischen Gebieten und auch zwei Attentate. Andererseits war schon im Voraus klar, dass die Palästinenser den Besuch als »Provokation« ansehen würden und um des Friedens willen hätte man ihn unterlassen können. Aber Ariel Scharon wollte als jüdischer Israeli öffentlich von seinem Recht Gebrauch machen, den Tempelplatz zu betreten, der sich offiziell unter israelischer Hoheit befindet. Der Besuch war auch bei der Autonomiebehörde angekündigt worden.

Nach Ehud Baraks Abdanken im Dezember 2000 flauten die Unruhen ab und nach den Neuwahlen im Februar griffen die arabischen Extremisten wieder zu ihrer bewährten Waffe gegen den Frieden: Bombenanschläge mitten in Israel, um möglichst viele unschuldige Menschen in den Tod zu reißen.

Schon Anfang März 2001 war die Bilanz des Terrors und der Unruhen seit Ausbruch der zweiten Intifada erschütternd: 350 Tote waren auf palästinensischer Seite zu verzeichnen, mitgerechnet auch die zahlreichen Selbstmordattentäter. 63 Israelis verloren ihr Leben, viele wurden durch Anschläge verletzt und verstümmelt. Der Konflikt wurde offiziell mit dem Waffenstillstand im Februar 2005 beendet, als sich Ariel Scharon und Mahmud Abbas im ägyptischen Badeort Scharm El-Scheich die Hand reichten. Israel zählte in den über vier Jahren 138 Selbstmordanschläge, 460 Angriffe mit Kassam-Raketen sowie über 13.000 Schussüberfälle. 1036 Israelis wurden getötet und über 7000 verletzt. Die Palästinenser hatten etwa 3500 Opfer zu beklagen, knapp 1000 davon hielt Israel für Terroristen.

Die »Liste der palästinensischen Märtyrer«, die damals im Internet zu finden war, listete Palästinenser auf, die seit Ausbruch der Intifada für den »Freiheitskampf« gestorben waren. Allerdings waren nach israelischen Angaben in der Liste auch Menschen aufgezählt, die in dieser Zeit eines natürlichen Todes gestorben sind, vorzugsweise Kinder.

Die Medien spielten während des Al-Aqsa-Aufstands und auch danach eine wichtige Rolle. Die Palästinensische Autonomieregierung machte massiv Propaganda gegen Israel und leider wurden viele Angaben und Aussagen der arabischen Seite unkontrolliert von den Nachrichtenagenturen in aller Welt übernommen und in Presse, TV und Rundfunk veröffentlicht.

Irakkrieg 2003

Nachdem UNO-Generalsekretär Kofi Annan im Februar 1998 Saddam Hussein vor einem erneuten großen Angriff der USA noch zum Einlenken bewegen konnte, standen die Zeichen Anfang 2003 endgültig auf Krieg. Amerika und sein Präsident George W. Bush – der Sohn des während des Golfkriegs 1991 amtierenden Präsidenten – misstrauten den Friedensabsichten des Diktators. Der vermeintliche Besitz von Massenvernichtungswaffen, die Unterstützung des weltweiten Terrorismus und die mangelnde Unterstützung der UNO-Waffeninspekteure hatten zur Verlagerung eines riesigen Militäraufgebots von über etwa 100.000 amerikanischen Soldaten in die Golfregion geführt.

Der Krieg mit dem Titel »Irakische Freiheit« begann am 20. März 2003 und ließ chemische oder biologische Raketenangriffe wieder zu einer ganz realen Gefahr für die israelische Bevölkerung werden. Die Regierung forderte zum Mitnehmen von Gasmasken und dem Einrichten von »versiegelten Räumen« auf. Dennoch unterstützte die Mehrheit der Israelis diesen Krieg und sahen im Sturz Saddam Husseins die Abwendung einer atomaren Bedrohung des jüdischen Volkes von Seiten des Irak.

Der Krieg endete nach etwas mehr als einem Monat mit der Kapitulation der irakischen Streitkräfte. Es ist den Amerikanern jedoch nicht gelungen, aus dem Irak einen stabilen Staat werden zu lassen.

Die Bevölkerung in Israels hatte in Krisenzeiten mit dem Irak wie 1991, 1998 und 2003 stehts Gasmasken griffbereit. Mit Plastikfolie und Klebeband wurden Wohnräume vor im Ernstfall eindringendem Giftgas geschützt.
Die Bevölkerung in Israels hatte in Krisenzeiten mit dem Irak wie 1991, 1998 und 2003 stehts Gasmasken griffbereit. Mit Plastikfolie und Klebeband wurden Wohnräume vor im Ernstfall eindringendem Giftgas geschützt.

Libanonkrieg 2006

Der zweite Libanonkrieg begann am 12. Juli 2006 und dauerte einen Monat. Die vom Libanon aus operierende Terrorgruppe Hisbollah hatte Nordisrael mit Raketen beschossen und zwei israelische Soldaten entführt sowie acht weitere Soldaten getötet. Schon vor dem Abzug der israelischen Armee aus dem Südlibanon im Jahr 2000 hatte die Hisbollah (»Partei Allahs«) einen erbitterten Guerilla-Krieg gegen die »Besatzer« geführt.

Zu Beginn des Kriegs verhängte Israel eine Seeblockade an der libanesischen Küste und startete Luftangriffe auf Hisbollah-Stützpunkte im gesamten Land. Israels UN-Botschafter Danny Gillerman machte die Regierung des Libanon mitverantwortlich für den Konflikt: Anstatt nach Israels Truppenabzug im Sommer 2000 die Hisbollah zu entwaffnen, hatten sich die Regierung und das libanesische Militär zurückgehalten und die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz gewähren lassen. Die Lage spitzte sich auch im Gazastreifen zu: Tausende Palästinenser bejubelten die Glaubensbrüder aus dem Norden und verteilten nach Raketenangriffen auf Israel Süßigkeiten. Sogar im muslimischen Viertel Jerusalems sang man Loblieder auf Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah.

Die Hisbollah schoss Raketen auf Haifa, Safed, Maalot, Akko, Tiberias und andere Orte im Norden Israels. Dabei starben insgesamt über 40 Zivilisten und etwa 120 Soldaten. Auf libanesischer Seite kamen etwa 1200 Menschen ums Leben, die Hisbollah hatte nach eigenen Angaben 250 Tote zu beklagen, nach Angaben der israelischen Armee mehr als 500.

Als Wendepunkt des Krieges und Auslöser heftiger internationaler Reaktionen gilt der Angriff Israels am 30. Juli 2006 auf den Ort Kana im südlichen Libanon. Dabei starben 27 Personen, die sich in einem mehrstöckigen Gebäude aufhielten. Die israelischen Streitkräfte gaben an, aus der unmittelbaren Umgebung seien wiederholt Katjuscha-Raketen abgefeuert worden und man hätte die Bewohner vor der Bombardierung zum Verlassen des Gebäudes aufgefordert. Amnesty International warf Israel »Kriegsverbrechen« vor und UN-Generalsekretär Kofi Annan verurteilte den Angriff scharf. Die einseitige Berichterstattung zuungunsten Israels trat nach diesem Ereignis besonders deutlich zutage: Unmittelbar nach dem Angriff wurde die Zahl der Opfer doppelt so hoch angegeben, die Nachrichtenagentur Reuters veröffentlichte Fotos, denen der Fotograf nachträglich dicke Rauchschwaden hinzugefügt hatte.

Der Krieg endete mit einem Waffenstillstand am Morgen des 14. August 2006.

Kriege im Gazastreifen

Über den Jahreswechsel 2008/2009 reagierte das israelische Militär mit der »Operation Gegossenes Blei« auf anhaltenden Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen. Die Hamas hatte das Stück Land seit dem Rückzug der Israelis im Jahr 2005 zu einer Terrorbasis ausgebaut und beschoss mit einfach zu bauenden und zu versteckenden Kassam- und Katjuscha-Raketen die in der Nähe des Gazastreifens liegenden Städte und Dörfer. 2012 gab es eine weitere Aktion gegen die Terrornester der Hamas: Mit der »Operation Wolkensäule« wurde erneut versucht, durch Luftangriffe den Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen einzudämmen.

Das Ergebnis der Operationen war nicht sehr nachhaltig und 2014 wurde der Raketenbeschuss wieder sehr massiv. Die Raketen hatten nun auch größere Reichweiten. Zusätzlich wurden Attentäter durch Tunnelsysteme oder über das Meer auf die israelische Seite der gut befestigten Grenze gebracht.

In den ersten sechs Monaten des Jahres waren bereits viermal soviele Raketen aus dem Gazastreifen abgeschossen worden wie im gesamten Jahr 2013. Am 9. Juli 2014 erklärte die Regierung, es seien in den letzten 24 Stunden mindestens 148 Raketen auf Israel abgefeuert worden, davon drei auf Jerusalem und mehrere auf Tel Aviv. Eine Rakete sei in Hadera eingeschlagen, 100 Kilometer von Gaza entfernt.

Diese Bedrohung zwang Israel zum Eingreifen. Weil die Raketen aus zivilen Gebäuden wie sogar Schulen und UNO-Niederlassungen abgefeuert wurden, war mit Luftschlägen nicht viel zu erreichen. Die Hamas rief die Bevölkerung auf, sich als menschliche Schutzschilde zu postieren, um Luftschläge der Israelis zu verhindern. Gezielt nutzte man das Ziel des israelischen Militärs, Opfer unter der Zivilbevölkerung zu vermeiden. Die Hamas nahmen die Opfer unter der eigenen Bevölkerung aber bewusst in Kauf, um sie dann in ihrer Propaganda gegen Israel einzusetzen. Zudem schlugen etliche palästinensische Raketen aufgrund ihrer Ungenauigkeit innerhalb des Gazastreifens ein.

Die Stimmung der Weltöffentlichkeit wandte sich im Verlauf des Konflikts schnell wieder gegen Israel. Obwohl zu Beginn durchaus ein objektives Verständnis der Lage zu erkennen war (so schrieb beispielsweise die Süddeutsche Zeitung: »Tote Zivilisten sind Teil des Kalküls der Hamas«), wurde sehr schnell wieder Israel zum Kriegstreiber auserkoren. Wieder einmal war zu beobachten, wie allein durch geschicktes Setzen von Schlagzeilen die Tatsachen so beschrieben wurden, dass Israelis von Opfern zu Tätern wurden. So titelte Spiegel Online am 13. August 2014: »Israel erwidert trotz neuer Waffenruhe Beschuss aus Gaza«.

Letztendlich versuchte die israelische Armee mit dem Einsatz von Bodentruppen und einem riskanten Häuserkampf die Terroristen auszuschalten. Nach wenigen Wochen war dies gelungen und am 26. August trat eine unbefristete Waffenruhe in Kraft. Allerdings war auch nach dem Krieg schnell festzustellen, dass weiterhin internationale Hilfsgelder zum Neuaufbau der Terror-Infrastruktur verwendet wurden und nicht etwa für Bildung und für Maßnahmen gegen Armut und Arbeitslosigkeit in der Bevölkerung.

Fragmente einer auf israelischem Gebiet eingeschlagenen Rakete.
Fragmente einer auf israelischem Gebiet eingeschlagenen Rakete.

Erstmalig in größerem Stil kam vor und während der Einsätze im Gazastreifen das Raketen-Abwehrsystem Iron Dome (Eisenkuppel) zum Einsatz. Im Gegensatz zu den älteren und recht unzuverlässigen amerikanischen Patriot-Raketen, die schon während des Irakkriegs berühmt wurden, besticht Iron Dome durch äußerste Präzision und Effektivität. Innerhalb von Sekundenbruchteilen werden abgeschossene feindliche Raketen registriert, dann wird die Flugbahn berechnet. Die Abfangraketen des Systems kommen nur zum Einsatz, wenn das angreifende Geschoss auf bewohntem Gebiet einschlagen würde – andernfalls würde kein Schaden angerichtet werden und die Kosten von über 30.000 Euro pro Abfangrakete werden eingespart. Iron Dome ist sehr mobil und kann binnen Stunden an einen neuen Einsatzort gebracht werden. Am 1. August 2014 vermeldete das Militär insgesamt 547 abgefangene Raketen von knapp 3000, die auf Israel abgeschossen worden waren. Untersuchungen ergaben, dass die Trefferquote bei über 80 Prozent liegt.

Hamas-Terrorangriff am 7. Oktober 2023

Am 7. Oktober 2023 sind soviele Juden ermordet worden wie an keinem anderen Tag seit dem Ende des Holocausts! Der schreckliche Angriff der Terrorgruppe Hamas am Morgen des Schabbat und am Feiertag »Simchat Tora« (»Freude an der Tora, den fünf Büchern Mose«) hat das Land erschüttert, etwa 1200 Menschenleben gefordert und Familien in Verzweiflung gestürzt. Bei einem »Friedensfestival« in der Nähe des Gazastreifens wurden über 250 junge Leute barbarisch ermordet. Viele Israelis wurden entführt und noch immer werden über 100 von ihnen (Stand: 4.1.2024) als Geiseln gehalten. Tausende Raketen sind auf Israel abgefeuert worden. Das Militär wurde überrumpelt und hat lange gebraucht, die Lage in den Griff zu bekommen.

Im Norden blieb es überraschenderweise relativ ruhig, doch die Einwohner sind seit Wochen sehr angespannt und es gab oft Raketenalarm. Es wird nach wie vor befürchtet, dass auch die Hisbollah vom Libanon aus ihre Raketen abfeuert. Das Militär ist im Einsatz, die Bevölkerung ist aufgefordert, in der Nähe von Schutzräumen zu bleiben. Die Tore zum Ort Shavei Zion »sind Tag und Nacht geschlossen, bzw. bewacht, das Schwimmen im Meer verboten – zu groß die Sorge, dass israelische Araber sich den Terroristen anschließen«, heißt es auf der Homepage von unseren Partnern bei Zedakah. Bewohner aus dem Ort, die keine eigenen Schutzräume haben, fanden im Zedakah-Gästehaus Zuflucht.

Juden wurden ermordet, regelrecht niedergemetzelt. Manches, was über die Medien zu sehen war, erinnert an die dunklen Ereignisse, von denen unsere Zeitzeugen im Papierblatt-Projekt immer wieder berichtet haben. Jahre eines brüchigen Friedens sind vorüber und es ist völlig unklar, was die Zukunft bringt. Und außerhalb Israels hat sich schrecklicher Antisemitismus gezeigt, auch auf den Straßen und an den Universitäten Europas und Amerikas.