Der Herausforderung durch die Bibelkritik stellten sich bibelgläubige Wissenschaftler und begannen ihrerseits, Hinweise zu suchen, mit denen das biblische Selbstzeugnis zu stützen ist. Dieses besagt, die einzelnen biblischen Bücher seien Niederschriften dessen, was Gott im Laufe der Zeit einzelnen Menschen offenbart hat oder was sie mit ihm erlebten.
Die hier geschilderte Entstehungsgeschichte der Bibel gibt die biblische Version wieder
und steht damit im Widerspruch zur derzeit gängigen theologischen Lehrmeinung. Allerdings
lassen sich aus Archäologie und Textanalyse gute Argumente für eine bibelorientierte
Sichtweise anführen.
»Eine kritische Theorie über die Bibel hat es immer leichter, Anhänger zu finden,
als eine positive, aufbauende These. Das liegt nicht nur daran, dass man überhaupt
leichter Misstrauen erwecken kann als Zutrauen, sondern ist vor allem im Wesen der
Bibel selbst begründet.« (P.J. Wiseman, Archäologe)
Im Folgenden soll aufgezeigt werden, welche Kenntnisse uns über die Bibel zur Verfügung
stehen und inwieweit sie die bibeltreue Sichtweise stützen.
Die Bibel ist kein normales Buch, das irgendwann einmal von jemandem verfasst und
dann verbreitet wurde. Ihr Name kommt aus dem Lateinischen, »Biblia«, und bedeutet
»die Bücher«. Sie ist also eine Sammlung mehrerer Bücher. Nach evangelischer Einteilung
sind es insgesamt 66. Nach katholischer Ansicht gehören noch weitere Schriften zur
Bibel, die sogenannten »Apokryphen« oder Spätschriften. Die jüdische Bibel wiederum
besteht nur aus dem Alten Testament.
Die biblischen Bücher entstanden während eines Zeitraumes von ca. 2000 Jahren. Ihre
Verfasser stammen aus den unterschiedlichsten sozialen und kulturellen Umfeldern.
Mose z. B. kam vom ägyptischen Hofe des Pharao, Petrus war ein jüdischer Fischer und
Lukas ein griechischer Arzt. Dennoch eint ein Umstand diese Verfasser: Alle schildern
ihre Erlebnisse mit einem Wesen, das sich als Gott und Schöpfer der Welt bezeichnet,
der einen Plan mit dieser Welt hat und diesen etappenweise zur Ausführung bringt.
Diesen »roten Faden« behält die Bibel durchgehend bei.
Man »stellt eine bemerkenswerte Einheit fest, die sich durch alle 39 Bücher des Alten
Testaments hindurchzieht und eine organische Verflechtung signalisiert, die sich durch
die vielen Jahrhunderte, in denen das Buch verfasst wurde, erhalten hat. Unverkennbar
ist das gemeinsame Ziel und der gemeinsam verfolgte Plan, den man an besten durch
das Wirken einer einzigen Intelligenz, nämlich der Intelligenz des göttlichen Verfassers
selbst, erklären kann.« (Gleason L. Archer)
Dieser »göttliche Verfasser« offenbarte sich also immer wieder im Laufe der Geschichte
einzelnen Menschen und veranlasste sie, ihre Erfahrungen mit ihm niederzuschreiben.
Dabei ging jedoch die Persönlichkeit des einzelnen Schreibers nicht unter. Sein jeweiliger
Erlebnishorizont, sein kultureller und sozialer Stand und seine jeweiligen Orts- und
Sachkenntnisse fanden Eingang in die Texte.
Darum ist es auch ausgeschlossen, dass eine einzelne Person die Bibel im Nachhinein
geschrieben hat. Sie hätte eine so immense Vielzahl an Informationen und Details zu
beachten gehabt, vollkommen verschiedene Sprachstile, Prosa und Poesie, Hebräisch,
Aramäisch und Griechisch in Perfektion beherrschen müssen – eingeschlossen die Sprachentwicklung,
die eine Sprache über die Jahrhunderte hinweg gemacht hatte: Ein solches Projekt wäre
von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen.