»Die arabischen Staaten wollen das Flüchtlingsproblem nicht lösen. Sie wollen es wie eine offene Wunde belassen, ... als Waffe gegen Israel. Arabische Staatsmänner kümmern sich einen Dreck darum, ob arabische Flüchtlinge leben oder sterben.« So analysierte Ralph Galloway, ehemaliger Direktor des UN-Flüchtlingshilfswerks, die Lage 1958. Im Großen und Ganzen trifft diese Aussage auch heute noch zu.
Nach palästinensischen Angaben betrug die Zahl der Araber, die von den israelischen Besatzern aus ihrer angestammten Heimat vertrieben worden seien, mindestens eine Million. Innerhalb der letzten Jahrzehnte haben sich diese Menschen vermehrt und palästinensische Quelle geben die Zahl der Flüchtlinge heute mit über vier Millionen an. Die Nachkommen der ursprünglichen Flüchtlinge werden also mitgezählt.
Die Meinung der westlichen Bevölkerung ist geprägt von Aussagen wie: »Mehr als vier Millionen Palästinenser leben in dritter und vierter Generation in den arabischen Ländern, eine weitere halbe Million im Rest der Welt.« Angaben in Lexika sprechen von nur 750.000 bis 850.000 vertriebenen Arabern.
Im Gegensatz zu diesen Zahlen, die heute von den Medien verbreitet werden, traf Joan Peters in ihrem Monumentalwerk »From Time Immemorial« folgende Aussagen: »Die Anzahl der arabischen Flüchtlinge aus dem Mandatsgebiet Palästina in den Grenzen von 1948 betrug etwa 350.000. In dieser Zahl sind Beduinen, die sich nicht fest niedergelassen hatten ebensowenig enthalten wie Araber, die erst kurze Zeit in Palästina gewohnt hatten.« Sie fügt hinzu: »An dieser Stelle sollte betont werden, dass die Höchstzahl von 343.000 noch nicht einmal halb so hoch ist wie die Flüchtlingszahlen, die von den Arabern sofort nach dem Verlassen ihrer Gebiete beansprucht wurden, und zwar zu einer Zeit, als die Zahlen noch nicht in den Flüchtlingslagern weiter ›aufgebläht‹ wurden.«
Nach ihren Recherchen stehen dieser Anzahl eine Zahl von ungefähr 820.000 Juden entgegen, die aus arabischen Ländern geflüchtet waren, als das Leben für sie parallel zum Unabhängigkeitskrieg Israels dort unerträglich wurde. »1948 lebten mehr als 850.000 Juden in der arabischen Welt. Heute sind es weniger als 29.000, ein Schatten der früheren, uralten Gemeinde«, schrieb sie im Jahr 1984.
Zwar sind die Analysen des Buchs nicht unumstritten, doch die Tatsache, dass es nicht nur arabische, sondern auch jüdische Flüchtlinge gab, ist den meisten Menschen unbekannt. Sie ist jedoch wichtig, um das heutige »Palästinenserproblem« vollständig zu erfassen.
Die palästinensischen Araber werden meist als Vertriebene bezeichnet. Die vor einigen Jahren veröffentlichte Version der Palästinenserregierung lautet: »Die Zionisten riefen den Staat Israel aus, ohne seine Grenzen zu definieren. Arabische Armeen kamen, um die Palästinenser zu verteidigen. Letztlich wurde (1949) ein Waffenstillstand geschlossen. Die Zionisten kontrollierten 77 Prozent des palästinensischen Landes und über eine Million Palästinenser wurden gezwungen, ihr Land zu verlassen.«
Die deutsche Presse nimmt das palästinensische Narrativ regelmäßig auf (z.B. »taz«, 1998): »Ergebnisse historischer Forschung beweisen zweifelsfrei, dass Israel Hunderttausende von Arabern vertrieb, ihre Dörfer und Ernten verbrennen oder enteignen ließ und arabischen Boden gegen alles Völkerrecht raubte, um ihn später zu besiedeln.«
Israel freundlicher gesinnten Quellen zufolge gab es hauptsächlich zwei Gründe für die Flucht der Araber: Die benachbarten arabischen Staaten, die gegen Israel Krieg führten, riefen ihre arabischen Brüder im neugegründeten Israel auf, das Land zu verlassen, um der Invasion nicht im Weg zu stehen. Nachdem die Juden ins Meer getrieben seien, könnten sie in ihre Heimat zurückkehren. Ein Flüchtling drückte es (zitiert im Buch »Philister« von Ramon Bennet«) so aus: »Die arabische Regierung sagte uns: ›Geht hinaus, so dass wir hineingehen können.‹ So gingen wir hinaus, aber sie gingen nicht hinein.«
Der zweite Grund für die Flucht der Araber war die übertriebene Angst vor dem israelischen Heer. Meldungen arabischer Anführer, z. B. über die Einnahme des Dorfes Deir Jasin, erfüllten sie mit Furcht und Schrecken.
Die Gründe der jüdischen Flucht aus arabischem Gebiet beschreibt Joan Peters in »From Time Immemorial«: »Der Massenexodus jüdischer Flüchtlinge aus den arabischen Ländern wurde hauptsächlich durch die Ausbrüche arabischer, an die Nazizeit erinnernder Brutalität ausgelöst, die zum Los der jüdischen Gemeinwesen wurde... Aber die Geschichte der Verfolgung der Juden durch Araber ist lang, eine Chronik ›unerträglichen Druckes‹, die ihre Ursprünge und Inspiration aus dem Buch des islamischen Religionsstifters aus dem siebten Jahrhundert bezog.«
Nach in ihrem Buch abgebildeten Dokumenten unterstützten arabische Politiker in Wort und Tat die »Endlösung der Judenfrage« Adolf Hitlers. SS-Reichsführer Heinrich Himmler schrieb demnach 1943 ein Telegramm an Amin El Husseini, Großmufti von Jerusalem (er soll Arafats »Mentor und geistiger Führer« gewesen sein): »Die Nationalsozialistische Bewegung Großdeutschlands hat sich seit ihrer Entstehung den Kampf gegen das Weltjudentum auf ihre Fahne geschrieben. Sie hat deshalb schon immer mit besonderer Sympathie den Kampf der freiheitsliebenden Araber, vor allem in Palästina, gegen die jüdischen Eindringlinge verfolgt. Die Erkenntnis dieses Feindes und der gemeinsame Kampf gegen ihn bilden die feste Grundlage des natürlichen Bündnisses zwischen dem nationalsozialistischen Großdeutschland und den freiheitsliebenden Mohammedanern der ganzen Welt. In diesem Sinne übermittle ich Ihnen am Jahrestag der unseligen Balfour-Deklaration meine herzlichsten Grüße und Wünsche für die glückliche Durchführung Ihres Kampfes bis zum sicheren Endsieg.«
Auch der Koran widerspricht dem Gerücht des harmonischen Zusammenlebens von Arabern und Juden: »O ihr Gläubigen, befreundet euch nicht mit den Juden und den Christen. Wer sich mit ihnen befreundet, wird einer der Ihren; Allah verweigert seine Führung der Gemeinschaft der Ungerechten.« (Sure 5,51)
Die sogenannte Westbank, mit der nach der Meinung der westlichen Welt die palästinensischen Flüchtlingen so eng verbunden sind, ist das beste Beispiel für die verdrehte Lage im Nahen Osten: Jahrhundertelang lebten größere jüdische Gemeinschaften zum Beispiel in Hebron, Sichem (Nablus), Jericho und in der Altstadt Jerusalems. Unter der Herrschaft Jordaniens von 1948 bis 1967 gab es fast keine Juden mehr in diesem Gebiet – sie wurden vertrieben. Heute werden jüdische Siedler, von denen zumindest einige nur ihre alte Heimat – Judäa und Samaria – wieder aufgesucht haben, als rechtsradikale Eindringlinge angesehen.
Die jüdischen Flüchtlinge aus den arabischen Staaten Vorderasiens sind längst wichtiger Bestandteil Israels geworden. Als »Sephardim« bilden sie einen Anteil von etwa 37 Prozent an der jüdischen Bevölkerung. Genauso wie die zahlreichen Einwanderer aus Europa wurden sie zügig in den jungen Staat integriert. Auch heute noch werden Zuwanderer aus aller Welt möglichst rasch eingegliedert. Seit der Staatsgründung hat das kleine Israel weit über drei Millionen eingewanderte Juden aus über 100 Ländern aufgenommen.
Anders ist die Lage bei den palästinensischen Flüchtlingen: Jordanien hat einen großen Teil integriert, aber noch immer leben viele Flüchtlinge und deren Nachkommen in den Flüchtlingslagern im Gazastreifen, in der Westbank, im Libanon und in Jordanien. Sie werden von der UNRWA (Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten) versorgt. Das Personal der 1949 von der UN-Generalversammlung gegründete Organisation wird hauptsächlich vor Ort rekrutiert. Das UNWRA verfügt über Gesundheitsstellen, Kliniken, Schulen und Lehrerausbildungszentren. Der Jahreshaushalt der UNRWA beläuft sich auf etwa 580 Millionen Dollar, dazu kommen weitere über 600 Millionen für Projekte. Versuche Israels, die Palästinenser der Westbank und des Gazastreifen aus den Lagern herauszuholen und ihnen ein normales Leben zu ermöglichen, sind am Widerspruch arabischer Staatsmänner und der Vereinten Nationen gescheitert.
Heute, viele Jahrzehnte nach der Flucht palästinesischer Araber aus ihrer Heimat, leben immer noch sehr viele Araber in Flüchtlingslagern. Joan Peters hat in ihrem Buch »From Time Immemorial« ausgeführt, dass es für die arabischen Nachbarn Israels ein Leichtes gewesen wäre, ihre Brüder zu integrieren. Ein solcher Vorgang hätte sogar beiden Seiten wirtschaftliche Vorteile gebracht. »Internationale Experten berichteten und veröffentlichten unbestreitbare Beweise, dass die Integration und Ansiedlung von Flüchtlingen, wenn sie von der Gemeinschaft der arabischen Länder durchgeführt werden würde, nicht nur Vorteile für die arabischen Flüchtlinge, sondern auch für die unterbevölkerten Gebiete der arabischen Welt bringen würde, die zusätzliche Arbeitskräfte für ihren Fortschritt bräuchte.«
Dennoch wird nach wie vor Israel verantwortlich gemacht für das Elend in den Lagern. Die Israelis werden in der Weltöffentlichkeit als gewissenlose Besatzer dargestellt, die die Palästinenser nach wie vor unterdrücken und ausbeuten. »Palästina und die Palästinenser gibt es immer noch, obwohl sich Israel von Anfang an alle Mühe gegeben hat, sich ihrer zu entledigen oder sie in die politische Bedeutungslosigkeit zu drängen.« schrieb 1998 die »taz«.
Doch auch hier sieht die Wahrheit offensichtlich anders aus. Nach den Ausführungen von Joan Peters sind die arabischen Politiker nicht an einer Eingliederung der Flüchtlinge interessiert. Sie dienen als Schachfiguren, um die Sympathien der Welt für die »palästinensische Sache« zu erhalten und um die westlichen Politiker und die UNO dazu zu bringen, Druck auf Israel auszuüben und UN-Resolutionen gegen das kleine jüdische Land zu beschließen.
Ein Experte auf dem Gebiet weltweiter Flüchtlingsprobleme, John McCarthy, äußerte sich in einem Interview mit Joan Peters über den speziellen Fall palästinensischer Flüchtlinge: »Sie müssen bedenken – nun – diese Menschen sind einfach nur Schachfiguren … Die arabischen Länder wollen keine Araber aufnehmen. Es ist Diskriminierung gegen die eigenen Leute.«
In den Verhandlungen der letzten Jahre wurde immer wieder die Forderung einer Rückkehr der palästinensischen Flüchtlinge laut. Doch nicht in einen zu gründenden Palästinenserstaat sollen diese zurückkehren, sondern ins Staatsgebiet Israels. Würden aber wie gefordert Millionen von Flüchtlinge nach Israel zurückkehren, wäre dies eine demografische Katastrophe für den jüdischen Charakter des Staates und würde die arabische Minderheit im einzigen Judenstaat der Welt bald zu einer Mehrheit werden lassen.