Die Urgeschichte der Bibel erzählt die Menschheitsgeschichte von der Erschaffung der Welt über die Sintflut bis zum Entstehen des jüdischen Volkes. Sie enthält dabei einen durchgehenden Stammbaum von Adam über Noah bis Abraham.
Schon vor 2000 v. Chr. existierten in Mesopotamien erste Hochkulturen. Am anderen Ende des »Fruchtbaren Halbmonds« war Ägypten eine wichtige Weltmacht. Dazwischen, im heutigen Israel, Syrien und im Südosten der Türkei, wurden Spuren der ersten Siedlungen und Heiligtümer der Menschheit gefunden. Es ist sicher mehr als ein Zufall, dass sich die älteste Tempelanlage der Welt, Göbekli Tepe, nur 300 Kilometer entfernt vom historisch überlieferten Landeplatz der Arche Noah befindet.
Die Geschichte Israels begann mit einem Mann: Abraham. Er verließ seine Heimat »Ur der Chaldäer« (die alternative Ortslage Urfa befindet sich übrigens nur 10 Kilometer von Göbekli Tepe entfernt!) und zog mit Familie und Dienerschaft über Haran nach Kanaan, das in jener Zeit von vielen Kleinvölkern bewohnt wurde. Abraham folgte dabei einem Befehl Gottes, der Abrahams Nachkommen zu einem großen Volk machen und ihnen das Land Kanaan zum ewigen Besitz geben wollte – so berichtet es die Bibel. Abraham selbst erlebte die Erfüllung dieser Prophezeiung nicht mehr. Zu seinen Lebzeiten blieben andere Völker die Herren im Land, der Patriarch und seine Familie lebten als Nomadenvolk im Land Kanaan.
Gott schenkte Abraham und seiner Frau Sara aber in hohem Alter ihren Sohn Isaak. Und er versprach, dass dessen Nachkommen dieses Land einmal besitzen und sie zahlreich wie der Sand am Meer und die Sterne am Himmel sein würden. Gottes Plan war offensichtlich, aus allen Völkern ein einziges herauszugreifen, das sein Eigentum sein sollte: Das Volk Israel.
Abrahams Enkel Jakob wurde der Gründer dieses Volkes. Sein Name bedeutet »der Fersenhalter« oder »der Listige«. Sein Zwillingsbruder Esau sollte eigentlich als Erstgeborener Isaaks den Segen und das damit verbundene Erstgeburtsrecht erhalten, doch Jakob erschlich sich diesen Segen – und musste dann vor dem Zorn seines Bruders fliehen. Am Ort seines Exils heiratete er seine beiden Cousinen Lea und Rahel. Obwohl Jakob sich das Erstgeburtsrecht durch eine List geholt hatte, behielt er das Recht darauf.
Zwanzig Jahre später kehrte er mit seiner ganzen Familie, mit zwölf Söhnen und einer Tochter in seine Heimat zurück, um sich mit Esau zu versöhnen. In der Nacht vor der Begegnung mit Esau wurde Jakob von einem Unbekannten in einen Kampf verwickelt, der die ganze Nacht dauerte. Am Morgen wollte der geheimnisvolle Herausforderer gehen, aber Jakob ließ ihn nicht los, ohne von ihm gesegnet zu werden – wohl ahnend, dass er mit Gott gerungen hatte. Da segnete der Fremde Jakob und sagte zu ihm: »Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewonnen.« (1. Mose 32,29)
»Israel« bedeutet »Gott kämpft«. Die Nachsilbe »El« ist die Kurzform des hebräischen Wortes für Gott. Sie befindet sich in vielen hebräischen Namen, z. B. in »Manuel«, »Gabriel« und »Michael«.
Jakobs (Israels) zwölf Söhne sind die Stammväter des israelitischen Volkes. Von ihnen kommen die zwölf Stämme, aus denen sich das Volk Israel bis heute zusammensetzt und unter denen das Heilige Land aufgeteilt wurde.
Der Stamm Levi stellt die Priester und die Tempeldiener (Leviten). Sie erhielten keinen Anteil am Land, »denn ... das Priestertum des HERRN ist ihr Erbteil« (Josua 18, 7). Stattdessen wurden ihnen 48 Städte auf den Gebieten der anderen Stämme zugeteilt. Außerdem wurden sechs Freistädte bestimmt, in denen Totschläger, also Menschen, die versehentlich jemanden getötet hatten, Zuflucht vor Bluträchern finden konnten.
Da der Stamm Levi kein Land erhielt, Israel aber unter zwölf Stämmen aufgeteilt werden sollte, teilte Gott den Stamm Josef auf und machte seine beiden Zwillingssöhne Ephraim und Manasse zu Stammvätern. Somit erhielt Josef als Lieblingssohn Jakobs quasi doppelten Landanteil.
Der größte Stamm hieß Juda. Von ihm rühren die Bezeichnungen »Jude« bzw. »jüdisches Volk« her. Seine besondere Beziehung zum Volk Israel drückt Gott seither unmissverständlich dadurch aus, dass er sich als »der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs« bezeichnet (2. Mose 3,6).
Noch zu Lebzeiten Jakobs zählte seine Nachkommenschaft 75 männliche Personen. Diese siedelten sich ungefähr im 17. Jahrhundert v. Chr. wegen einer Hungersnot in einer Provinz Ägyptens an. Jakobs Lieblingssohn Josef gelangte schon viele Jahre vor ihnen dorthin und hatte am Hof des Pharaos Karriere gemacht.
Ab der Regierungszeit Amenemhats III. gibt es in Ägypten klare archäologische Hinweise auf die Anwesenheit von Fremden aus dem vorderasiatischen Raum. Dabei könnte es sich um die Nachkommen Jakobs gehandelt haben. Nach der revidierten Chronologie passt die Zeit um 1650 v.Chr. gut zum biblischen Gesamtbild, für diese Zeit ist auch eine Hungersnot festzustellen. Die Beschreibungen der Genesis deuten darauf hin, dass Josef ein Obervermögensverwalter des Pharaos war.
In der Ausgrabungsstätte Tell el-Daba im ägyptischen Nildelta wurden verschiedene Objekte gefunden, die vielleicht Josef gehört haben könnten, unter anderem Siegel sowie Teile einer oder mehrerer Statuen.
Weitere Indizien unterstützen die zeitliche Einordnung: Es gab stark schwankende Nilpegelstände und die Herrscher der Zeit wurden mit außergewöhnlich ernsten Gesichtsausdrücken dargestellt. Auch das Klagelied eines ägyptischen Schreibers deutet auf eine schwere Hungersnot hin. Zudem gab es unter Pharao Senwosret III. eine Landreform, die an 1. Mose 47 erinnert.
Auf der Statue eines Hausverwalters, der Jahrhunderte nach Josef amtierte, werden die Götter gebeten, ihm ein sattes Alter von »110 Jahren« zu gewähren. Da Josef nach 1. Mose 50,26 genau 110 Jahre alt geworden war, könnte er als berühmtes Vorbild gedient haben!