Viele Juden in Europa ließen sich von den zionistischen Bestrebungen nicht anstecken und bevorzugten es, in den Ländern ihrer Geburt zu bleiben und sich zu assimilieren. Dies wurde ihnen zum Verhängnis. Nur wenige erkannten die Gefahr rechtzeitig. Nachdem Hitlers Propagandamaschinerie angelaufen war, war es für viele zum Ausreisen zu spät. Bereits 1935 waren die meisten jüdischen Konten eingefroren. Dennoch gelang noch Tausenden, in die USA, nach Großbritannien, Südamerika oder Palästina auszuwandern.
Hitler nutzte den seit dem Mittelalter in der Bevölkerung vorhandenen Judenhass geschickt aus, um seine teuflischen Ziele zu erreichen: Geschäftsboykott, Rassengesetze, »Reichskristallnacht«. Die schließliche »Endlösung der Judenfrage« brachte sechs Millionen Menschen ein grausames Ende. Ein Drittel aller in der ganzen Welt lebenden Juden waren am Ende des Zweiten Weltkrieges tot, das europäische Judentum so gut wie ausgelöscht.
Die Konzentrationslager des Dritten Reiches sind wohl mit großem Abstand das Schrecklichste, Grausamste und Beschämendste, was Deutschland in seiner Geschichte hervorgebracht hat. Hier wurden Juden, »Zigeuner«, Polen, Russen, politisch Andersdenkende und wer auch sonst nicht in das Schema von Hitlers Drittem Reich passte gesammelt und gefangen gehalten. Im Laufe des Krieges bauten die Nationalsozialisten mehrere Lager zu regelrechten Tötungsmaschinerien aus und in den Jahren 1942 bis 1945 wurden vor allem Juden systematisch und in großer Zahl vernichtet. In Gaskammern oder durch Massenerschießungen wurden Tausende, ja Millionen von Menschen getötet. Anschließend vergruben Angehörige der SS die Leichen in riesigen Massengräbern oder verbrannten sie in Krematorien zu Asche. Völkermord als industrieller Prozess, der mit deutscher Gründlichkeit durchgeführt wurde. Alles in allem gab es 20 Hauptlager mit insgesamt bis zu 2000 Nebenlagern.
In Dachau errichteten die Nationalsozialisten das erste deutsche Konzentrationslager. Bereits am 22. März 1933 wurde es in Betrieb genommen. Politische Gegner, Juden, Geistliche und sogenannte »unerwünschte Elemente« sollten darin als Feinde des Staates isoliert werden. 1938 wurde das Lager vergrößert. In den Jahren 1933 bis 1945 waren über 200.000 Häftlinge registriert. Dachau gilt im Allgemeinen nicht als Vernichtungslager, trotzdem waren die charakteristischen Merkmale eines solchen vorhanden. Diese kamen aber nur noch kurze Zeit oder gar nicht mehr zum Einsatz: Ein SS-Schießplatz, Gaskammer, Krematorium, Massengräber. Über 32.000 Menschen starben im KZ Dachau. Der Anteil an jüdischen Opfern war hier vergleichsweise »gering«.
Das ehemalige Lager in Dachau kann heute auf seiner vollen Fläche besichtigt werden. Das Krematorium, die zwei wieder aufgebauten Baracken, die Mahnmale der Juden und Christen sowie eine große Ausstellung machen den Besuch der Gedenkstätte zu einem beklemmenden Erlebnis.
Das größte Vernichtungslager aber war Auschwitz-Birkenau, das erst am 26. Mai 1940 in Betrieb genommen wurde und einschließlich seiner Nebenlager bis zu 155.000 Menschen fasste. Im August 1944 erreichte die Lagerbevölkerung mit 105.168 Insassen ihr Maximum. Die geschätzte Anzahl der Todesopfer allein in den Gaskammern von Auschwitz beträgt 1,1 bis 1,5 Millionen. Etwa 330.000 Menschen starben aus anderen Ursachen. Schon während das Lager gebaut wurde, starben unter unmenschlichen Bedingungen 10.000 sowjetische Kriegsgefangene. Auschwitz-Birkenau wurde zum berüchtigsten Mordschauplatz aller Zeiten.
Nur insgesamt etwa 200.000 Gefangene überlebten Auschwitz. Bei der Befreiung am 27. Januar 1945 durch die sowjetische Armee wurden 7000 Überlebende aufgefunden, die sich in einem erbärmlichen Zustand befanden. Kurz zuvor hatten die Deutschen 58.000 gehfähige Gefangene evakuiert und in andere Lager gebracht. Viele sind auf diesem berüchtigten »Todesmarsch« ums Leben gekommen.
Unter dem Eindruck des Holocaust beschloss die UNO 1947, das britische Mandatsgebiet Palästina zwischen Juden und Arabern aufzuteilen. Die Juden konnten nichts anderes als akzeptieren, die Araber dagegen lehnten jegliche jüdische Präsenz im Nahen Osten ab. Am 15. Mai 1948 sollte um Mitternacht das britische Mandat enden.
Anfang April beschlossen die Zionisten, eine Nationalverwaltung mit 13 Mitgliedern und einen Nationalrat mit 37 Mitgliedern zu gründen, die nach dem Abzug der britischen Mandatsmacht die provisorische Regierung und Legislative des jüdischen Staates bilden sollten. Alle Gesetze der Mandatszeit sollten in Kraft bleiben, außer dem Weißbuch von 1939, das die jüdische Einwanderung verbot.
14. Mai 1948 erklärte Israel seine Unabhängigkeit. Der neue Staat wurde sofort von den USA und der Sowjetunion anerkannt, weitere Staaten folgten. Noch am selben Tag griffen fünf arabische Staaten gleichzeitig das junge Israel an, um die Juden »ins Meer zu treiben«. Dieses Vorhaben scheiterte. Israels Armee schlug eine fünfzigfache Übermacht.
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